Ich hatte das Modell mit Goldauflage im Test.
Das Unpacking war unspektakulär edel, Loewe halt. In der Packung ist nur noch eine Kurzstartanleitung, der obligate Safety Guide und ein USB-A auf -Miko Kabel mit 1m und einer feintexturierten, schwarzen Textilummantelung aber, ebenfalls schwarzen, Standardsteckern. Macht einen schöneren und haltbareren Eindruck als die üblichen Beigaben, ist aber so unauffällig dass man es glatt im Büro im Tisch eingestöpselt lassen kann, sehr gut. Man müsste aus dem Fundus halt noch ein 5W USB-Netzteil rauskramen, ist nicht dabei, aber die Dinger habe ich als Schüttware angesammelt. Also eigentlich gut, dass das Netzteil nicht dabei ist. Öko und so. Nur könnten 2 Stunden für einmal Volltanken on-the-go stören. Mich nicht, USB PD Bank ist bei Reisen immer dabei. Ach so, Reise: Ein Täschen als Verkratzschutz wäre noch nett gewesen, aber von diesen Beuteln hat wahrscheinlich jeder auch schon mehr als genug rumfliegen.
Das Teil selbst ist natürlich Geschmackssache. Ich finde es extrem wohlproportioniert, Dimensionen, Rundungen, die etwas kantigen Aussparungen (Tonlöcher, Linien, Schriftzug, Tastenmarkierungen) sind eine Augenweide und handschmeichlerisch ohne so rutschig-glatt daherzukommen, wie so manches smartphone. Proportionen, Gewichtsverteilung, der Stand auf den 4, ebenfalls off-white, ebenfalls durchdacht proportionierten, kleinen und langen Gummifüßchen ist genau diese Mischung aus stabil und agil dass ich eine Zeitlang gar nicht aufhören konnte, damit zu kippeln.
Überraschenderweise ist der lederne Trageriemen sehr passend. Sowohl optisch, ich fürchtete schon er würde over-the-top wirken oder irgendwie angeflanscht - nein, er wirkt organisch zugehörig und eindeutig als „Oh, Leder!“. Als auch funktionell - meine „normale“ Männerhand passt mit einer kleinen Drehung gut durch, der m1 wird mir aber nie versehentlich herunter rutschen. Leder und Verarbeitung sind, tja, nennen wir es sportlich. Liebhaber feinen Leders bemerken sicher die massive Ausrichtung (wasserabweisend, plastifiziertes Handgefühl) und die einfache Naht und Kante. Das ist auf dem Niveau von guten Ledersitzen im Auto und deshalb wohl auch so gewählt: Robust, ziemlich haltbar, auch der ok-en Dicke (knapp 1mm einfach, also 3,5 am Gehäuse und 5 in der Schlaufe) wegen. Wenn schon Männer-Handtäschen, dann vom Löwen! Und dann auch unbedingt in Gold!!
Sorry, dass ich da so drauf rumreite, aber Andere werden genau wegen des Lederriemens hinsehen - ansonsten würde der erste viertel Blick aus dem Augenwinkel ja glatt dran abgleiten können.
Optik und Haptik also: Loewe halt.
Endlich: Technik!
Ich fand das Päckchen Morgens in der Papiermülltonne - sehr kreativ, diese Postboten -, einschalten, pairing mit meinem iPad 12.9“ (2018), Musik, laut, leise, Sprung vorwärts, rückwärts, Pause, ein dienstliches Skype führen, beenden - geht völlig intuitiv von der Hand, kein Blick in irgendeine Anleitung nötig. Sehr gut. Ich hasse Geräte, die Einem bei den Basics schon Denksportaufgaben aufnötigen.
Jetzt ist der Tag danach, Samstag, Zeit, ausführliche Anleitung runterladen. Auf my.loewe.tv/manuals/36651, laut Beilage: „could not open, too many redirects“. Ach, Loewe halt…
Gut, also website. Technik-flyer hier:
https://www.loewe.tv/media/pdf/PI/LOEWE ... DaAMaC.pdf
Manual hier:
https://cdn.loewe.tv/manuals/de/klang/k ... 171108.pdf. Aha, 15 Monate alt. Zur Bedienung ansonsten: Selber lesen macht schlau.
Bloß:
- Pairing hatte ich intuitiv über den Einschalter gemacht: 5 sec drücken. Geht laut Manual ausschließlich anders. Ausprobiert (Play/Pause lange drücken), mhm, anscheinend geht er beim Einschalten automatisch ins Pairing, wenn er noch keine Verbindung hatte oder keine kriegt (mein zweites Pairing mit iPhone). Und das lange Drücken des Einschalters (>1 sec) ist für was Anderes: Für‘s normale Ein- und Ausschalten, wer hätte es gedacht. Intuitiv falsch bedient und richtig rausgekommen. Da wird so manch ein nicht-Leser von Anleitungen perfekt wahnsinnig werden können. Und wenn er die Anleitung dann bereits völlig irren Blickes im web sucht, setzt ihm sein Browser den Gnadenschuß, siehe oben.
- Nanu: „Freisprecheinrichtung und Mikrofon“ !? Beim skypen hatte ich die angeblich mäßige Qualität meiner Stimme schon darauf zurückgeführt, dass es eben kein Mikro gibt, sondern die Lautsprecher dafür herhalten. Im Technik-flyer ist auch kein Mikro erwähnt. Der Klang meiner Gesprächspartner war ebenfalls nicht berauschend, zu dumpf. Das m1 wird kein Ersatz für meine Spinne von plantronics im Besprechungsraum, noch nicht mal für das Freisprechen per iPhone oder iPad anderswo. Falls ich im Büro mal drahtlos Musik höre und von einem eingehenden Call unterbrochen werde, ok, Musikpause, es klingelt, mit Play/Pause annehmen, ein 1:1 Gespräch auf einer guten Daten-Verbindung führen, Auflegen mit Ein/Aus, weiter Musik, das ist super-bequem und passt ganz gut.
- Lautstärke an der Quelle auf mittelhoch und am m1 dann auf Gewünscht einstellen ist richtig für analog, bei meinem Bluetooth ist das Quatsch.
- Jam-Mode (2 m1 als Stereopaar) konnte ich nicht ausprobieren, wird aber wohl funktionieren. Nur Einen pairen, danach einfach Beide gleichzeitig einschalten, fertig. Klingt schon mal perfekt.
- Die Kurzmelodien beim Einschalten, dann nach etwa 5 Sekunden nach dem erfolgten Pairing und beim Ausschalten sind beim ersten Mal ja ganz süß, danach sind sie nur aufdringlich. Man kann sie nicht abschalten oder leiser stellen, man muss schon ganz schnell auf die Lautstärke-Taste drücken, um sie brutal zu killen (steht nicht im Manual). Also: beim Einschalten 7 Sekunden (2+5) auf der Lauer liegen, beim Ausschaltgebimmel kann man eh‘ nix machen. Sorry, nur peinlich. Oder für manche vielleicht auch super für‘s Ego: „Seht mal alle her!“. Aber dann dies: Wenn ich 10 Minuten konzentriert arbeite (Musik: aus!) und gerade so im Flow bin: Bimmelbimmelim beim Auto-Off. No way. Muss ich bei Musikpausen halt gleich den m1 ausmachen - Bimmelbimmelim. Oder an den Strom stöpseln, dann bleibt er an und hält die Klappe. Bis auf‘s erneute Pairing, wenn ich nach Längerem vom Klo zurückkomme - Bimmelbimmelim. Das Wiederverbinden nach kurzem Bluetooth-Abriss in unüblich großer Entfernung - viel besser als manch Billigteil, fast ebenso gut wie meine Airpods: gut 2 Stockwerke - macht er übrigens automatisch. Aber Hallo. Und ganz ohne Bimmelbimmelim.
- Also: Bitte firmware-Update wegen ausschaltbarer Melodien und mal überlegen, ob man Ein-/Ausschalten (kurz drücken reicht doch, Knopf ist doch vertieft) und Pairing nicht mehr der (zugegeben: meiner persönlichen) Intuition anpasst - und dann gleich das Manual noch woanders updaten, wenn wir schon dabei sind: Tasten un-intuitiv durchnummerieren, anstelle sie mit Symbol darzustellen? Kenne ich nur noch aus meiner Jugend von Übersetzungen für chinesische Plastikabfälle.
- Super, dass es keiner App bedarf, das Teil zu bedienen. Wäre komplex, umständlich und eingebaute Obsolezenz.
<Jetzt gehe ich mal Keller aufräumen und Podcasts hören (statt von den Airpods), nachher Home Office und Musik vom m1 (statt vom Tivoli) - und Abends dann mal den Vergleich gegen die Anlage>
Nun denn, das Wichtigste: der Klang.
Sprachpodcasts sehr gut. Wenn ich rumlaufe, nutze ich da ja normalerweise meine Airpods, sonst den iPad oder eventuell das iPhone. Nun, der iPad ist klarer zu verstehen, Airpods und iPhone fallen deutlichst ab.
Auf dem Bürotisch: Musik, einen knappen Meter entfernt, rechnet er auf eine Stereobasis von etwa einem halben Meter. Voll, klar, ein bisschen blechern, erst deutlich oberhalb Zimmerlautstärke ist Ende, dann klirrt er. Durch die Nähe und die Reflexionen an der Tischoberfläche vor ihm war das Hörerlebnis deutlich richtungsabhängig. Zum Nebenher-Hören von Popmusik das Beste, was ich in diesem Formfaktor je gehört hatte. Mein Tivoli Audio Model 1 mit zweitem Lautsprecher aber abgeklemmter Basseinheit klang zwar genauer, aber weniger gefällig. Und darauf kommt es in dieser Situation ja an.
Spontaner Test gegen das Tivoli PAL BT meines Sohnes - ist ja auch eine mobile Boombox mit Bluetooth - er gewinnt, weil wieder gefälliger. Und im Party-Notfall ist er lauter. Ich hatte noch nicht über die Bässe gesprochen. Absicht. Zumindest verhindern die Gummifüßchen, dass es rumpelt.
Über den Vergleich mit einer Mittelklasse-Anlage, auf Mono gestellt, breiten wir gnädig den Mantel des Schweigens. Jedenfalls: weiter weg und an der Vorderkante eines Möbels stehend, füllt er auch große Räume zufriedenstellend mit Pop-Hintergrund oder Chansons. Bitte keine Klassik und nix, was nach massiven Bässen verlangt. Trotzdem, als Pärchen könnte man ihn wohl glatt für spontane Parties einsetzen, ohne sich schämen zu müssen.
Draußen im Garten habe ich ihn jetzt nicht ausprobiert. Ich bin mir aber sicher, auch da würde er einzeln beim Grillen für einen schönen Hintergrund und als Pärchen für eine Spontanparty taugen. Wenn man halt spontan grad‘ keinen DJ mit Profianlage an der Hand hat… dann ginge die Musik aber sowas von massiv besser in die Beine, dass es wirklich kein Vergleich wäre.
<so, der Tag ist rum und das Teil ist noch lange nicht leer. 12 Stunden Laufzeit? Glaube ich mal>
Zusammenfassung:
Ich kam bestimmt ziemlich kritisch rüber, aber für die erwartbaren Einsatz-Zwecke würde ich auf Amazon trotzdem 6 von 5 Sternchen geben. Äußere und innere Werte als kleine mobile Boombox sind einfach nur top. Ich hoffe mal, ich gewinne die Verlosung für dieses Teil - in genau dieser Farbe -, sonst muss ich mir glatt Eines für Büro und Reise kaufen.