Ich war im Kino...

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MovieMan
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ZWEIGSTELLE

#1051 

Beitrag von MovieMan »

Eine Gruppe junger Erwachsener macht nach einem Verkehrsunfall eine ganz besondere Erfahrung mit dem Tod. Nach dem Ableben findet man sich in der Zweigstelle wieder, wo entschieden wird, was denn nun mit der Seele geschehen soll. Die Möglichkeiten sind vielfältig, die dahinterstehende Bürokratie noch wesentlich vielfältiger.

Selbst nach dem Tod hat man keine Ruhe vor deutscher Bürokratie. Man nimmt sich dieser Thematik von der heiter-absurden Seite an. Bevor man "weiter" darf, nachdem der Löffel denn abgegeben ist, ist ein Labyrinth aus Vorschriften zu durchlaufen. Es besteht dabei auch die Gefahr, dass man sich verläuft.
Für mich ist der Film wie gemacht, denn (noch im Diesseits) bin ich ja auch Teil der Verwaltung, auch wenn ich die Gesetzte nicht schreibe (und viele sicherlich auch nicht geschrieben hätte :nicky: ). Zu großen Teilen konnte ich als Verfechter des Pragmatimus und einfach umzusetzender Gesetzte den Wahnsinn gut nachvollziehen.
Mit großer Spielfreude gehen die Akteure in ihren Rollen auf. Gehalten ist dies in bayrischem Lokalkolorit, was die Sache aber nicht weniger witzig macht.
Als bürokratischer Aufhänger dient der Glaube des Verblichenen, egal in welche Richtung. Als zentrale Frage wird aber auch aufgegriffen, was mit Seelen geschieht, deren Inhaber an nix geglaubt haben. Sicherlich wird für einige die Auflösung nicht so ganz zufriedenstellend sein, aber wie sollte das auch, denn wer weiß schon was da so kommt.

Gegen Ende geht der Komödie/Satire leicht die Luft aus, sodass bei einer Gesamtspielzeit von ca. 98 Minunten auch 10 Minuten weniger nicht schlimm gewesen wären.

Ich habe mich über die Spielzeit köstlich amüsiert, auch wenn das Thema ja grundsätzlich traurig angehaucht ist. Trotzdem gut, dass man sich auch mal getraut hat, das Thema von der heiteren Seite anzugehen. Leider läuft der Film fast ausschließlich in Programmkinos. M.E. hätte er ein breiteres Publikum verdient.
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AMRUM

#1052 

Beitrag von MovieMan »

Während gegen Ende des 2. Weltkrieges die Russen schon kurz vor Berlin stehen, lebt der 12jährige Nanning (J. Billerbeck) mit seiner schwangeren und Nazi-überzeugten Mutter (L. Tonke) sowie den Geschwistern in einem Haus auf Amrum. Er muss die Familie mit seinen Kräften unterstützen, umso mehr als seine Mutter dann auch noch erkrankt. Obwohl sich Amrum geographisch fernab der Kriegswirren befindet, muss Nanning immer mehr mit dessen Auswirkungen zurechtkommen, was ihn des Öfteren überfordert.

Es handelt sich um Erlebnisse von Kultregisseur Hark Bohm (Drehbuch), die jetzt in einem Film von Fatih Akin (als Regisseur und Co-Drehbuchautor) inszeniert wurden.
Im Vordergrund stehen die schauspielerischen Leistungen, vor allem von J. Billerbeck. Es ist ein Vergnügen, ihm bei der Entwicklung der Figur zuzusehen. Ein kurz vor der Pubertät stehender Junge, der seine Mutter abgrundtief liebt, versucht, ihr jeden Wunsch zu erfüllen und trotzdem vielfältige enttäuschende Erkenntnisse sammeln muss. Insbesondere die Mimik des Jungschauspielers ist hervorragend in Szene gesetzt worden.
Ein weiteres Highlight ist L. Tonke. Sie muss Sätze aussprechen, die dem Kinozuschauer die Kehle zuschnüren und trotzdem bleibt es authentisch und nachvollziehbar. Weitere, kleinere Nebenrollen sind u.a. mit D. Kruger, D. Buck und M. Schweighöfer besetzt. Kruger und Buck kommen trotz weniger Leinwandpräsenz noch ganz gut rüber, den (sehr kurzen) Handlungsstrang mit Schweighöfer hätte man sich sparen können.

Oftmals wird in Mundart gesprochen, nicht nur Plattdeutsch sondern auch in einem besonderen Dialekt der Insulaner, welchen selbst ich als Norddeutscher kaum mehr verstehen kann. Glücklicherweise werden Untertitel eingeblendet.

Zunächst am Rande, dann aber immer deutlicher wird auch die Spaltung der Gesellschaft thematisiert, die durch den Führerkult sowie der persönlichen Schicksale der Figuren bedingt ist.

Der geschichtlichen Stimmung entsprechend sind die Farben meist ausgeblichen. Sehr stilisiert werden manche Szenen zu fast reinen Fotografien, wenn die Kamera auf der Stelle verharrt. Hier zeigt sich dann trotz der Kriegsthematik die landschaftliche Idylle der Insel, inklusive Nachtaufnahmen.

Besondere Botschaften enthält der Film nicht, denn er zeigt ein Familiendrama als ganz persönliche Erinnerung eines der Filmemacher und trägt dazu bei, Erinnerungen von Zeitzeugen an diese schlimme Zeit gegenwärtig zu halten.

Im wahrsten Sinne des Wortes höchstpersönliches Familiendrama einer deutschen Filmlegende mit einem herausragenden Jungdarsteller in der Hauptrolle und einer sehr gut aufspielenden L. Tonke.
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GOOD FORTUNE - EIN GANZ SPEZIELLER SCHUTZENGEL

#1053 

Beitrag von MovieMan »

Schutzengel Gabriel (K. Reeves) sehnt sich nach höheren Aufgaben als Menschen davon abzuhalten, während des Autofahrens auf das Handy zu starren. Am liebsten würde er einer verlorenen Seele den Lebensmut wieder zurückbringen. Als "Opfer" ist Arj (A. Ansari) auserkoren, denn dieser hadert mit seinem Leben, in dem die Jobs nur Mist und unterbezahlt sind und ein Job ja auch nicht ausreicht, um ein Leben zu führen, wie z.B. der reiche Jeff (S. Rogen). Mit seinem eigenmächtigen Eingreifen in das Leben anderer bringt Gabriel alles völlig durcheinander und muss erkennen, dass man es als Schutzengel auch nicht leicht hat bzw. die Stellenzuweisungen unter den Schutzengeln schon ihre Berechtigung haben.

A. Ansari hat sich als Regisseur und Drehbuchautor dieser Geschichte auch gleich mal die Hauptrolle gegönnt. Feinsinnig sind die eingeflossenen Beobachtungen über Arme und Reiche sowie Glück/Unglück und Zufriedenheit. Betrachtet wird das aus mehreren Perspektiven. Glücklicherweise ist die Story sehr humorig konstruiert und man verzichtet auf übermäßigen Klamauk, sodass ernsthafte Gedanken und Gesellschaftskritik noch ihren Platz finden.
Gut, die Figuren sind sehr stilisiert, aber immer auch sympathisch. Die Figur des Arj bietet wohl am meisten Identifikationspotential. K. Reeves als naiver Engel ist schlicht eine Wucht und selbst S. Rogen bekommt mit seiner Figur noch die Kurve.

Es dominiert das gesprochene Wort, welches Ansari den Figuren wohlgefällig in den Mund legt.

Seichte Komödie mit Feel-Good-Vibe und einer eigentlich ernsten Thematik, die jedoch so humorvoll wie möglich umgesetzt wurde.
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BLACK PHONE 2

#1054 

Beitrag von MovieMan »

Der "Greifer" (E. Hawke) ist nicht tot zu kriegen, denn Finn hat auch Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils noch Visionen von ihm. Wie real die Gefahr ist, soll insbesondere Finns jüngere Schwester Gwen zu spüren bekommen. Die beiden befinden sich recht schnell in einem Überlebenskampf wieder, der sie zusätzlich auch mit der Vergangenheit und Zukunft der Familie konfrontiert.

Und wieder klingelt das schwarze Telefon, wobei das Klingeln wie ein unangenehmer Trigger ob der gruseligen Verheißung funktioniert. Diesmal hat man aber das Setting in einen Abklatsch eines Feriencamps ala FREITAG DER 13. portiert und viele mystische Elemente dazugefügt, insbesondere Traumphasen, die an NIGHTMARE ON ELM STREET erinnern. Die Elemente werden auch vorwiegend dazu genutzt, die Geschichte zu "erklären". Ohne den ersten Teil gesehen zu haben, dürften sich manche Szenen den Zuschauern nicht erschließen. Insofern funktioniert dieser Teil nicht unbedingt allein.

Der Look des Films ist an die Spielzeit der frühen 80er Jahre angepasst, es sieht zeitweilig wie ein abgenudeltes Tape aus. Doch dahinter steckt auch Methode. Die nicht realen Sequenzen haben einen eigenständigen Look, sodass es den Zuschauern erleichtert wird, sich in den Erzählebenen zurecht zu finden.
Obwohl viele Szenen im Dunkeln spielen säuft das Bild nicht ab, es sind immer alle notwendigen Details zu erkennen.
Für mich lebt der Film eher von der Spannung als vom Grusel. Die Gruselszenen sind leider meist vorhersehbar und das Einstreuen von dezenten Splatterszenen wirkt irgendwie unfertig, vielleicht auch um noch eine FSK16 zu erreichen.
Der "Greifer" wirkt für mich auch nicht mehr ganz so diabolisch wie im Original.

Fortsetzung, bei der man von anderen Werken ordentlich abgekupfert hat, ohne es komplett zu übertreiben. Doch langsam geht der Geschichte die Puste aus.
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ALL DAS UNGESAGTE ZWISCHEN UNS - REGRETTING YOU

#1055 

Beitrag von MovieMan »

Die mit ihrem Heranwachsen hadernde 16-jährige Clara muss einen Schicksalsschlag verkraften. Die komplizierte Beziehung zu ihrer Mutter Morgan ist nicht unbedingt hilfreich. Doch auch Morgan hadert mit ihrem Schicksal. Während Clara sich dem jungen Miller anvertraut, steht Morgan ihr Schwager zur Seite. Allen Beteiligten ist gemeinsam, dass schon in der Vergangenheit viele Dinge ungesagt blieben und dadurch die Gegenwart unnötig belastet ist.

Lebensfrustrierte Mütter und hochgenervte Teenager bilden die Grundlage dieses Familien- und Beziehungsdramas. M. Grace ist in ihrer Rolle der Clara noch einigermaßen authentisch. A. Williams konnte ich die Mixtur als cringe Mutter mit trotzdem überfürsorglicher Art nicht so recht abnehmen. Allerdings muss ich da auch Abstriche machen, da sich US-Amerikaner ja meist sowieso merkwürdig verhalten. Insgesamt ist die Storyline schon recht konstruiert.
Zugegebenermaßen fand ich es trotzdem irgendwie spannend wie sich die Situation für alle Beteiligten auflöst. Daher verging die Spielzeit von knapp 2 Stunden wie im Flug.
Auf der emotionalen Ebene wird der Zuschauer mit Thematiken wie die Rückschau auf das eigene Leben oder Coming-of-Age abgeholt. Beste Voraussetzungen für einen Familienfilm und eine Reflexion der eigenen Beziehung. Hoffentlich weckt das bei einigen nicht zu sehr das Identifikationspotential, denn dann könnten nach dem Film ggf. Weichen anders gestellt werden.
Die Romanvorlage kenne ich natürlich nicht, ich lese ja nix.

Absolutes Gefühlschaos auf allen Ebenen bei allen Beteiligten trifft auf ein wenig Fremdschämen. Dazu muss man aber wirklich in Laune sein, um dem Film etwas abzugewinnen.
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SPRINGSTEEN: DELIVER ME FROM NOWHERE

#1056 

Beitrag von MovieMan »

Rockstar Bruce Springsteen (J.A. White) fühlt sich an einem Punkt in seinem Leben angekommen, an dem er etwas verändern möchte, auch gesangsmäßig. Getrieben von Depressionen und unverarbeiteten Problemen aus der Kindheit zieht er sich mit seinem Toningenieur in sein Haus zurück und nimmt quasi unplugged ein neues Album NEBRASKA auf, welches sowohl vom Sound als auch vom Inhalt so ganz anders ist, als alle Alben davor. Auch für die Vermarktung hat der Boss so seine ganz eigene Ideen, die es seinem Manager Jon (J. Strong) nicht gerade einfach machen, einen Geldgeber für die Veröffentlichung zu gewinnen.

Dieses Biopic dreht sich nur um einen begrenzten Zeitraum des Schaffens Springsteens, in dem es sich allein auf die Schaffung und Vermarktung des Albums NEBRASKAR bezieht und die zu dieser Zeit bestehende Gemütslage des Künstlers widerspiegelt.
Ich bin zwar kein großer Springsteen Fan, doch einige Stücke von ihm kenne ich und höre ich auch gern. Von diesem Album kenne ich keinen einzigen Song. Insofern wird man in diesem Film einige etwas unbekanntere Stücke zu hören bekommen. Einzig ein späteres Songhighlight des Künstlers wird hier nochmals voll ausgespielt, dass einem sich die Gänsehaut vor Rührung bildet.
Springsteen hat mit seinem Album NEBRASKAR seinen persönlichsten Beitrag seines Schaffens geliefert, bevor er mit BORN IN THE USA endgültig zum Weltstar wurde.
Dass Springsteen auf der Bühne bis heute mit seinen 76 Jahren alles gibt, ist bekannt und wird in einigen Szenen auch hier deutlich. J.A. White spielt intensiv, sieht dem Boss tatsächlich ein wenig ähnlich und kann auch fast so wie er singen. Im Abspann werden die Songs genannt, die er live gesungen hat. Das verdient Respekt. Sein Spiel sowie das Spiel von J. Strong als enger Freund in einer unbarmherzigen Branche ergänzt sich wunderbar.

Es ist nicht das Biopic mit den ganz großen Hits von Springsteen, dafür aber ein bewegender Ausschnitt aus einer Zeit, durch die auch ein Künstler seines Ranges erstmal durch musste. Viel persönlicher geht es nicht. Für Fans ein Muss und aufgrund der schauspielerischen Leistungen auch für das musikliebende Kinopublikum.
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AFTER THE HUNT

#1057 

Beitrag von MovieMan »

Philosophiestudentin Maggie (A. Edebiri) vertraut sich ihrer Professorin Alma (J. Roberts) an, weil sie mit dem Kommilitonen Hank (A. Garfield) ein Problem hat. Alma fühlt sich überrumpelt, da sie eine besondere Beziehung zu Hank pflegt und auch ihr übriges Leben gerade aus den Fugen gerät. Es tritt aufgrund der aktuellen Situation eine Überforderung für Alma ein, denn sie verfolgt zudem an der Uni auch noch ihre eigenen Interessen.

Was für ein Konstrukt, dass die Drehbuchschreiber da gebildet haben. Alles hängt irgendwie miteinander zusammen und wirkt zunächst sehr, sehr verworren. Ungeachtet der Wahrheit was wirklich zwischen Maggie und Hank geschah geht es vielmehr um die Auswirkungen auf Alma und ihr Umfeld. Beziehungen werden auf die Probe gestellt und es wird deutlich, dass die Verstrickungen eines jeden sehr weitreichend sind. Im Vordergrund stehen die Beziehungen zwischen den Lehrenden und Lernenden.
Eigentlich ist es ja ein Beziehungsdrama, doch dieses ist auch vollgespickt mit Thrillerlementen und macht den Film an vielen Stellen zusätzlich richtig spannend.

Schauspielerisch gibt es nur einen Mittelpunkt: J. Roberts. Die ganze Handlung dreht sich nur um sie herum. Ihre Figur kämpft an allen Fronten und auch mit sich selbst. Roberts meistert diese Herausforderung ohne sichtbar großen Aufwand und beweist einmal mehr, zu welchen Leistungen sie fähig ist.
Durch die Vielschichtigkeit der Figuren und der sich immer wieder wechselnden Situation, muss Roberts ihr Spiel immer wieder anpassen - mit Erfolg.
Leider verblasst ein A. Garfield daneben fast vollends. Roberts weggedacht spielt Garfield mehr als solide, nämlich richtig gut. Schade, dass seinem Potential hier nicht noch mehr Rechnung getragen wird.

Thrillerartiges Beziehungsdrama mit einer herausragenden J. Roberts in der Hauptrolle, vollgespickt mit Themen rund um Leben, Uni und Me-Too.
Der Film wirft so manche grundlegende Frage auf, die man sich als Zuschauer dann nachher selbst beantworten kann.
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NO HIT WONDER

#1058 

Beitrag von MovieMan »

Es läuft nicht so gut für Sänger Daniel (F.D. Fitz). Nachdem er in der geschlossenen Psychiatrie aufwacht, kämpft er weiter mit sich selbst, seinem Leben und seinen Ansprüchen. "Unterstützt" wird er von der Forschenden Lissi (N. Tschirner), die eine Selbsthilfegruppe gebildet hat, um eine Studie auszuarbeiten, die sich mit der Wirkung von Glück auf Menschen beschäftigt. Die Unterstützung ist zunächst sehr aufgezwungen, aber manchmal hat man auch keine so richtige Wahl.

Als Komödie wird dieser Film angekündigt, ich würde ihn eher als Dramödie beschreiben, denn was hier geschieht ist eigentlich hochdramatisch. Sicherlich sind auch ein paar amüsante Szenen eingebaut, die den Schwermut etwas auflockern, doch der Grundton ist eher dramatisch.
F.D. Fitz trägt nicht nur die männliche Hauptrolle sondern hat auch das Drehbuch verfasst. Sowohl er als auch N. Tschirner spielen hier Charaktere, die sie schon oft (erfolgreich) gespielt haben. Beide kommen aus der Komfortzone nicht heraus. Dazu ist die Handlung zu bieder und mutlos.
Auch die im Hintergurnd geübte Kritik am Showbusiness ist nicht differenziert und akzentuiert genug.
Angepackt wird die schwere Thematik, nämlich wie man ggf. depressive Personen auf ihrem Tief wieder herausholen kann. Die Personen bleiben trotz aller Bemühungen sehr eindimensional. Die Auflösung ist vorhersehbar.

Eine charmante Idee, die leider etwas mutlos verfilmt wurde, mit zwei Hauptdarstellern, die es sich in ihren Rollen gemütlich machen.
Für so mal zwischendurch sicherlich ganz ok - aber nicht der allzu große Bringer.
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BUGONIA

#1059 

Beitrag von MovieMan »

Während Michelle (E. Stone) knallhart einem schon gescripteten Alltag als Managerin eines Gesundheitskonzerns nachgeht, kämpfen Teddy (J. Plemons) und sein Cousin Don (A. Delbis) mit ihren Verschwörungstheorien: Die Erde sei besetzt von Aliens - und eine davon sein Michelle. Also soll Michelle entführt werden, um die Aliens von der Erde zu vertreiben.

Leute, ich muss euch sagen, dass ist der Film, in dem ich die meiste Zeit vor Ungläubigkeit mit offenem Mund im Kinosessel saß. Die Szenen werden immer verrückter und abstruser. Jeder nachfolgende Dialog schlägt den vorherigen in seiner Verrücktheit.
Stone und Plemons schaukeln sich geradezu hoch in den Dialogen, es wirkt wie ein Wort-Battle und ist an Absurdität kaum zu überbieten.
Als ruhender Pol erweist sich die Figur des Don, die mit ihren Beiträgen die Zuschauer auch mal wieder nach Luft schnappen lässt.
Ein Kompliment muss man E. Stone machen, die sich nicht zu schade war, sich live im Dreh für eine Szene die Haare abrasieren zu lassen.
Beide spielen auf Höchstniveau, wobei mir Plemons sogar noch einen Tick besser gefallen hat.
Störend empfand ich die Synchronstimme von Don, die passte so gar nicht und klang auch nicht natürlich sondern eher wie krampfhaft einstudiert.

Auf der Metaebene wird hier mächtig abgeliefert. Die Kritik an führenden Konzernriesen, die mit ihrem Handeln Menschen und deren Wohlergehen stark beeinflussen, habe ich abseits der Justizdramen selten in dieser dargebrachten Form gesehen. Zum Teil erinnert dieser Film ein wenig an SIE LEBEN von J. Carpenter.
Und wenn man gegen Ende des Films denkt, so nun müsse es das doch gewesen sein, wird unerwartet nochmals eine ganze Schippe draufgelegt, und zwar in einer Art wie selten. Der Zuschauer wird regelrecht vorgeführt nach der Art: Das hast du wohl nicht geglaubt bzw. erwartet oder?
Und schon kann man sich selbst als Opfer der weltumfassenden Manipulationsmaschinerie entlarven.

Für mich ein absolutes cineastisches Sahnestück, welches mir viel Freude bereitet hat mit zwei saustarken Hauptdarstellern und einer Geschichte, die verrückter und absurder kaum sein könnte. Sicherlich einer der für mich besten Filme des Jahres überhaupt.
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GOOD BOY- TRUST HIS INSTINCTS

#1060 

Beitrag von MovieMan »

Der kranke und alleinlebende Todd zieht mit seinem Hund Indy (ein Nova Scotia Duck Tolling Retriever) in ein abgelegenes verlassenes Haus, welches er von seinem Großvater geerbt hat. Indy spürt, dass von diesem Ort Ungemach ausgeht und versucht, seinem Herrn beizustehen.

Der Film lief bereits auf dem Fantasy Filmfest. Abgesehen von Terminproblemen hatte ich diesen nicht angesehen, da ich die Inhaltsbeschreibung nicht so richtig deuten konnte. Mein Versäumnis habe ich nun nachgeholt, obwohl ich nicht dachte, dass der Film in das reguläre Kinoprogramm kommen würde.
Und dann wohne ich plötzlich einer so ungeahnten Gruselgranate bei.

Der Film ist aus der Sicht des Hundes gedreht. Die Kamera bewegt sich meist hinter dem Hund, in Gamerkreisen handelt es sich um eine Thirdperson-Sicht.
Zumeist wird dadurch auch aus einer sehr niedrigen Höhe gefilmt, was eine ungwöhnliche Perspektive für die Zuschauer bedeutet. Das wird allerdings aus dramaturgischen nicht durchgängig aufrecht erhalten.
Richtig gut umgesetzt ist der nicht so gut ausgebaute Sehsinn des Hundes, da die Umgebung eher schwammig wahrgenommen wird. Und genau diesen Umstand etabliert man als Stilmittel. Gefühlte Stunden verharrt die Kamera in Blickrichtung des Hundes mit nur ganz leicht wechselndem Blickwinkel. Durch gezielt eingesetzte Licht und Schatteneffekte suggeriert man immer wieder Gefahr. Das ist dermaßen gruselig umgesetzt, dass mein Puls den ganzen Film über auf Hochtouren lief. Später kommen noch weitere Horroreffekte dazu. Man leidet förmlich mit dem Tier sowie auch mit der Person Todd, die sich in einem erbärmlichen Zustand befindet. Das Gespür der Hunde für die Situation des Herrchens/Frauchens wird in diesem Gruselthriller richtig spürbar.
Den Rest des Thrills holt sich der Zuschauer durch knarzende Bodendielen und dunkle Räume.

Ein superknuffiges Tier als Hauptdarsteller eines Gruselthrillers, 73 Minuten bester Grusel, wie ich ihn lange nicht mehr erlebt habe mit einem Puls, der immer wieder am Anschlag war. Manchmal ist weniger eben doch mehr. Es benötigt nicht immer den absolut ausufernden Bombast, um einen unterhaltsamen Film zu generieren.
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DRACULA - DIE AUFERSTEHUNG

#1061 

Beitrag von MovieMan »

Fürst Dracul legt sich aufgrund des Todes seiner Geliebten mit der Kirche an und muss fortan als untoter Vampir sein Dasein fristen, immer auf der Suche nach der Auferstehung seiner Liebsten. 400 Jahre nach den Geschehnissen hat sich die Welt gewandelt und Dracul kommt ungeahnt seinem Ziel näher. Doch auch die Kirche lässt nicht nach und schickt einen Priester (C. Waltz), der nicht nur mit modernem Wissen bewaffnet ist.

Der x-ten Verfilmung des Bram Stoker Romans hat sich nun L. Besson angenommen. Neben der Regie hat er auch das Drehbuch verfasst. Wer nun einen blutrünstigen Vampirthriller erwartet, wird enttäuscht werden. Besson legt die Geschichte inhaltlich in einem Liebesdrama an, weit entfernt der alten Hammer Filme mit C. Lee. Sicherlich wird auch hier Blut gezeigt, doch letztlich nur sehr spärlich. Es regiert die Dramatik.
Die Rolle des Priesters ist als Gegenpart des Fürsten der Finsternis angelegt und wird von C. Waltz in gewohnter Weise gespielt. Die sehr trockene, sachlich-nüchterne Art sorgt immer wieder für Erheiterung. Glücklicherweise hat sich Waltz wie gewohnt selbst synchronisiert.

Die Aussattung ist pompös. Vor allem die Maskeneffekte, die Frisuren sowie die Kostüme sind auf Höchstniveau. Das düstere Schloss macht auch ordentlich was her. Einzig die visuellen Effekte der künstlichen "Dienerschaft" des Grafen fallen negativ auf. Auch gegen Ende des Films gibt es eine Szene, deren Effekte ich schon deutlich besser gesehen habe.
Trotz der offenbaren Bildgewalt, die Besson auf die Leinwand zaubert, mangelt es mir mit Mitgefühl und Identifikation. Ich fand keinen Zugang zu den Figuren, ihr Schicksal ließ mich irgendwie seltsam kalt und mich 2-3 Mal aufgrund der langen Spielzeit (ca. 130 Min) verstolen auf die Uhr blicken.

Ein Highlight ist der Score, der von D. Elfman verfasst wurde. Er ist ein wenig mehr orchestral als in den Tim Burton Filmen, aber hörbar ist immer noch seine unverkennbare musikalische Handschrift, von der man sich gerade während des Abspanns nochmals überzeugen lassen kann, zum Genießen.

Für Dracula ein ziemlich blutleeres Liebesdrama mit hervorragender Austattung und auch einer packenden Bildgewalt, jedoch mit einer Storykonstruktion, die zumindest mich nicht einfangen konnte. Da hatte ich mehr erwartet.
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