Ich war im Kino...

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

NOPE

#576 

Beitrag von MovieMan »

OJ (D. Kaluuya) bewirtet eine Pferderanch vor den Toren LA in einem abgelegenen Tal. Seine Schwester greift ihm dabei unter die Arme. Plötzlich mehren sich unerklärliche Phänomene wie Stromausfälle, Personen/Dinge verschwinden und am Himmel zeigt sich eine seltsame Erscheinigung. Je mehr er dem Mysterium auf die Spur kommt, desto gefährlicher wird es.

Neuester Film von Jordan Peele (GET OUT, WIR). Die Qualität von GET OUT kann nicht erreicht werden. Die Geschichte ist voller Logiklöcher, die ich aufgrund von sonst erzwungenen Spoilern hier nicht detailliert beschreiben kann. Durchaus hat der Film seine spannende Momente und einen auch gelungenen Twist (wenn man es so nennen will). Das letzte Drittel/Viertel ist nach der Auflösung aber nur noch ein reiner Actionfilm. Auch das Ende dürfte nicht jedem Zuschauer zusagen. Weiterhin wird die Interpretion mancher Vorkommnisse wieder dem Zuschauer überlassen bzw. ist z.B. der Grund der Nebengeschichte um einen Fernsehaffen nicht ganz offensichtlich. Ob sich der Zuseher alles so denkt, wie in den Kommentaren zum Film beschrieben, ist zumindest fraglich. Einige Fragezeichen bleiben nach dem Film schon, allein aufgrund der o.g. bereits erwähnten Logiklöcher.

D. Kaluuya spielt schon fast gelangweilt und nicht mit dem Eindruck den er bei GET OUT hinterlassen hat. Vielleicht ist das aber auch eine Frage des Drehbuches bzw. der gewollten Dramatik, um seinen Charakter stark von dem seiner Filmschwester abzugrenzen, welche sich äußert extrovertiert gibt.

Gelungen fand ich die visuellen Effekte. Gerade die seltsame Erscheinung ist meines Erachtens in den Anfangsszenen gut eingefügt worden. Akustisch weiß der Film auch zu überzeugen. Differenzierte Klänge mit auch Klangverläufen werden klar, stimmig und unterscheidbar herausgearbeitet. Mal was Anderes auch bei der Musik, die ich schwer beschreiben kann. Ich würde es als Western-Neo-Score bezeichnen, mit ganz eigenem Charme (im positiven Sinne), hat mir gut gefallen. Daher auch gern im Abspann sitzenbleiben und weiter zuhören.

Nicht der Reißer, den man von Jordan Peele aufgrund seines mehr als gelungenen Erstlings GET OUT erwartet. Man kann einen solchen Erfolg auch nicht dauernd wiederholen. Trotzdem für gute zwei Stunden Unterhaltung, um den Kopf freizubekommen unter der Voraussicht, dass man fähig ist, über die Schwächen in der Story, insbesondere den Logiklöchern, hinwegzusehen.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

JAGDSAISON

#577 

Beitrag von MovieMan »

Eva wurde von ihrem Mann für eine andere Frau verlassen, ist im Job unglücklich und hadert mit ihrer Mutterrolle, die sie nicht wie gewünscht ausführen kann. Ihre beste Freundin Marlene versucht, ihr zu helfen und auf andere Gedanken zu bringen. Marlene selbst will ein Wellnesswochenende verbringen, u.a. auch um einen Schwarm aufzureißen. Dummerweise hat sie Bella, die Neue von Evas Ex, als Begleitung gewählt. Klar, dass Eva die beiden nicht allein fahren lässt. Und so machen sich die ungleichen Drei samt ihrer Probleme auf den Weg in das Wochenende. Die Frage, wann etwas schiefgehen wird, ist rein rhetorischer Natur.

Deustche Komödie nach dänischem Vorbild. Es scheint geradezu en vogue zu sein, ausländische Filme in das Deutsche Umfeld/Gehabe zu kopieren. Zu erfolgreich waren wohl die Adaptionen von DER VORNAME, CONTRA und DAS PERFEKTE GEHEIMNIS, die ebenfalls ausländische Vorbilder gehabt haben.
Daraus ist eine völlig chaotische, mitunter auch turbulente Komödie entstanden, die an einigen stellen einem gewissen Fremdschämfaktor nicht entbehrt. Die Witze/der Humor liegen/liegt vielfach unter der Gürtellinie und hat mich an die zotigen Filme von Melissa McCarthy erinnert. Die Thematik ist sehr auf weibliche Problemfelder fixiert, sodass "Mann" sich evtl. weniger wiederfindet, aber duchaus hier und da auch Vergnügen empfinden kann.
Der Humor im Umgang mit Tieren ist politisch inkorrekt, das dürfte nicht Jedem gefallen. Natürlich wird versichert, dass kein Tier zu Schaden kam. Militante Tierschützer sollten sich den Film ersparen.

Das Damentrio spielt hervorragend und gut gelaunt zusammen und verpasst dem Film damit den nötigen Drive im o.g. Sinne. Die Inszenierung weist keine Besonderheiten auf, außer dass es meist geschafft wird, storytechnisch noch die Kurve zu kriegen bevor der Nervfaktor eintritt. Fast ein Ritt auf der Rasierklinge.

Zotige, launige Komödie mit gut aufgelegten Darstellerinnen inhaltlich auf vorwiegend weibliche Probleme ausgebreitet. Schneller Zeitvertreib für das kurze Vergügen für Zwischendurch.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

DER GESANG DER FLUSSKREBSE

#578 

Beitrag von MovieMan »

Kya (D. Edgar-Jones), nach tragischen Ereignissen in ihrer Kindheit allein in den Sümpfen North Carolinas aufgewachsen und absolute Außenseiterin, wird des Mordes an einem Jungen bezichtigt. Der alternde Rechtsanwalt Milton (D. Strathairn) übernimmt ihre Verteidigung vor Gericht. Die Faktenlage scheint zunächst eindeutig, wird jedoch immer mehr in Zweifel gezogen. Mit welchem Urteil der Jury muss das "Marschmädchen" in dem konservativen Bundesstaat der USA Ende der 60er Jahre / Anfang der 70er Jahre rechnen?

Inszenatorisch geschickt umgesetzte Verfilmung einer Bestsellervorlage. Immer wieder wird in Rückblenden das Leben und Leiden der Protagonistin weitererzählt, unterbrochen von dem Handlungsstrang der Gegenwart.
Das schafft Spannung und ist glücklicherweise nicht zu kompliziert aufgebaut, sodass die Zuschauer gut folgen können. Gekonnt wird Krimi mit Liebesfilm, Coming of Age und Drama vermischt und zwar in einer Ausgewogenheit, die ich selten beobachten konnte, die Balance zwischen diesen Anteilen ist hervorragend. Verflochten wird das mit fast schon sensationell schönen und teils mystischen Bildern aus den Sümpfen und den Marschlanden der Umgebung (lt. Abspann wohl gedreht in Louisiana, wenn ich schnell genug gelesen habe). Diese Bilder unterstreichen die Handlung immens, gerade die Einsamkeit der Hauptfigur und die mysteriösen Umstände der Tat. Ein sehr gefälliger Einklang zwischen Bild und Handlung. Mitunter darf sich die Kameraarbeit einen großen Teil des Erfolgs dabei zuschreiben.
Neben der guten Inszenierung sticht die Performance der Hauptdarstellerin heraus. Obwohl dramaturgisch ein äußerst zurückhaltendes Mädchen gezeigt wird, verleiht D. Edgar-Jones der Figur doch eine hervorstechende Persönlichkeit und einen deutlichen Charakter, der dank der erzählerischen Rückblenden auch Tiefe aufzuweisen hat.
Dass Teile des Films, z.B. das jahrelange einsame Leben der Hauptfigur sowie deren für die Umgebung eingentlich nicht angepasste Kleidung, etwas unrealistisch anmuten, kann verziehen werden und hat m. E. auf den Gesamteindruck keinen nachhaltigen Einfluss.
Ungewöhnlich ist für mich das Ende des Films. Während sich der Film für die Erzählung deutlich und wohltuend Zeit genommen hat, mutet das Ende eher vorgespult, ja fast überhastet, an. Erst im zweiten Gedanken war ich zufrieden damit und finde es jetzt richtig gut, weil es aufgrund der gefühlvollen aber doch "schnelleren" Erzählweise einen noch tieferen Eindruck bei mir hinterlassen hat. Wie so oft in der Kunst ist es reine Geschmackssache.

Wer direkt nach dem Film und vor dem Abspann das Kino verlässt, bringt sich um einen hervorragenden Filmsong vom Taylor Swift, eigens für diesen Film komponiert. Der Song unterstreicht die Gemütslage des vorher Gesehenen nochmals, sodass man mit einem zufriedenen Gefühl den Saal dann auch verlassen kann. Sitzenbleiben ist anders als in der Schule im Kino nichts Nachteiliges.

Hier ist ein Kinogang weder Zeit- noch Geldverschwendung. Die Hinzuwendung zur Kinoleinwand lohnt bereits für die tollen Bilder und zusätzlich erhält man noch eine wunderschön erzählte und inszenierte Geschichte.
Zwei Stunden wunderbare Unterhaltung.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Online
fswerkstatt
Spezialist
Beiträge: 2669
Registriert: Sa 16. Apr 2011, 20:48
Händler/Techniker: ja
Wohnort: Rhein-Sieg-Kreis
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen
Kontakt:

#579 

Beitrag von fswerkstatt »

Da freue ich mich aber, denn genau diesen Film habe ich für heute Abend gebucht. :thumbsupcool:
bild 7.55 OLED SL420 β-SW (DVB-S, DVB-C), TSM, Home Cinema Set 2.1, Mediavision 3D, FireTV Stick 4k
Connect 55 UHD SL420 β-SW (SAT>IP, DVB-T2)
We. See 32 SL710 (DVB-T2)
Xelos 32 SL DR+ L2715 (DVB-C)

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

#580 

Beitrag von MovieMan »

Dann viel Vergnügen.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

DIE KÄNGURU-VERSCHWÖRUNG

#581 

Beitrag von MovieMan »

Kleinkünstler Marc-Uwe ist immer noch verschossen in seine Nachbarin Marie, die aber nicht so recht was wissen will von ihm. In seiner Verzweiflung lässt er sich auf einen Deal ein: Er bekehrt Maries Mutter, die sich in den Fängen von Verschwörungstheoretikern befindet und er erhält nochmals eine Chance auf ein Näherkommen. Als Einsatz bietet er einen Wohnungstausch an, sollte er verlieren. Noch ziemlich siegessicher und motiviert geht Mar-Uwe die Sache an, doch nach und nach schwindet die Hoffnung, da zunächst Maries EX, Joe, zurückkehrt und ihr wieder den Hof macht und es sich mit Maries Mutter auch nicht so einfach gestaltet wie erwartet. Marc-Uwe und das Känguru müssen um die Gunst Maries kämpfen und nachher auch um ihr Leben.

Zweiter Teil über das anarchische Beuteltier, diesmal im Fokus der Klimawandelleugner und Aluhutträger. Der Witz ist unterschiedlich, von amüsamt über brachial bis humorig und anarchisch. Für einige Pointen ist auch historisches Hintergrundwissen hilfreich. Das Känguru trägt weiter sein Herz auf der Zunge und lässt keine Gelegenheit aus, Marc-Uwe in absurde Situationen hineinzureiten. Die o.g. Zusammenfassung des Inhaltes könnte suggerieren, dass eine Rahmengeschichte existiert. Die Inszenierung belehrt aber eines Besseren. Der Film wirkt wie ein zusammengefrickeltes Werk einzelner Comedykurzgeschichten oder Sketchen, eingepresst in eine an den Haaren herbeigezoigene Handlung, deren Ausgang am Ende des Films auch dem Regisseur und Drehbuchautor egal geworden ist.
Einzig die (nicht immer zündenden) Gags, die wie Nadelstiche in das Verschwörungslager hineingebohrt werden, sorgen für stetige Unterhaltung, mal mehr mal weniger gelungen.
Es fehlt die Lockerheit, manche Dialoge wirken verkrampft und nicht so schwungvoll wie noch im ersten Teil.

Schauspielerisch ragen B. Fürmann als schmierig-glatter Oberverschwörer sowie M. Ostrowski als Maries Ex, Joe, aus dem Einheitsbrei des Ensembles heraus.
Tricktechnisch ist das Känguru wieder hervorragend in den Realfilm eingefügt.

Für Freunde des ersten Teils und des Kängurus. Verschwörungsanhänger bleiben lieber fern, denn mit der Ansicht, die Erde wäre flach, ist jetzt gründlich aufgräumt worden. Die Erde ist nämlich ein Würfel!
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

OVER & OUT

#582 

Beitrag von MovieMan »

Die 4 Freundinnen Steffi, Toni, Lea und Maja (N. Tschirner) schließen in jungen Jahren Musketierfreundschaft und einen Pakt, dass man sich untereinander hilft, wenn diese Hilfe eingefordert wird.
Jahre später, die Frauen sind ca. Ende 30, fordert Maja ein Treffen in Italien, ihrem Lebensmittelpunkt, ein. Die drei Anderen machen sich mehr oder weniger freiwillig/widerwillig auf dem Weg und finden am Ziel angekommen eine andere Situation vor als gedacht. Zusammen machen sich die 4 auf eine Reise durch Italien, deren Ziel nicht nur ein bestimmter Ort ist sondern auch die Überlegung wie man nach so langer Zeit noch zueinander steht.

Deutsche Tragikomödie, die auch deutscher nicht sein könnte: schwerfällig, problembehaftet, fast durchweg depressiv.
Die Protagonistinnen ergehen sich in ihrem Leiden, fröhliche, lebensbejahende Momente sind selten. Die Story plätschert unmotiviert so dahin, bis jede Figur ihr furchtbares Schicksal an die Frau bringen konnte. Das Ende kann man noch als das Positivste bewerten.
Und Fans von N. Tschirner bleiben gleich weg, denn deren Screentime ist verschwindend gering. Gerade die chaotische Art von Tschirner hätte dem Film gut getan und ein paar heitere Momente in die Geschichte einbringen können. Darauf hat man aber verzichtet. Tragikomödien können Andere besser, z.B. die Franzosen, Italiener, Spanier. Es fehlt an der Leichtigkeit im Umgang mit schwierigen Problemen, wohl ein verbreitetes deutsches Phänomen.

Wer schon depressiv ist, wird nicht viel fröhlicher aus dem Kino kommen. Da ändert auch der "positive" Abspann nichts mehr.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

3000 YEARS OF LONGING

#583 

Beitrag von MovieMan »

Alithea (T. Swinton) ist eine gelehrte Erzählexpertin. Im Rahmen eines beruflichen Aufenthaltes in Istanbul erwirbt sie ein kleines Gefäß. Unwissend und unbeabsichtigt setzt sie im Hotelzimmer einen Dschinn (I. Elba) frei. Dieser offeriert Alithea 3 Wünsche. Doch die ist vorsichtig, da sie als Expertin nur zu gut weiß, dass derartige Wünsche meist auch mit Nachteilen bedacht sind. Diese Einstellung wiederum bringt den Dschinn in Schwierigkeiten und so beschließt er, ihr Geschichten über Liebe, Verlust usw. aus 3000 Jahren seines Daseins zu erzählen um sie davon zu überzeugen, dass in jedem Menschen Herzenswünsche innewohnen. Dann trifft Alithea eine überraschende Entscheidung.

Hinreißende Fantasyromanze mit zwei hervorragend aufgelegten Darstellern. Teile des Films haben mich an MEINE STUNDEN MIT LEO erinnert, da auch diese Geschichte zunächst vorwiegend in einem Hotelzimmer spielt und von zwei Personen handelt, die sich intime Details offenbaren. Unterbrochen wird das durch die visualisierten Rückblenden über die Erlebnisse de Dschinns. Neben den vorzüglichen Dialogen in der Gegenwart (danke an die Drehbuchschreiber) verleiht die Optik der Rückblenden dem Film schon einen Touch aus Geschichten aus 1000 und 1 Nacht.
Es handelt sich im wahrsten Sinne des Wortes um Erzählkino in Reinkultur, denn der ganze Film wird durch eine Sprecherin aus dem Off als Geschichte präsentiert. Den gelungenen Rest erledigen die gut aufeinander abgestimmten Schauspieler.
Auch die Zuschauer können (je nach Gemütsverfassung) in der Geschichte sowie der Optik dahinschwelgen bis hin zum runden Ende und einem schönen fast opernartigen Song im Abspann.

Den Film habe ich nur durch Zufall im Programm endeckt, jedoch keine Sekunde bereut, ihn mir angesehen zu haben. Geheimtipp.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

YEAR OF THE SHARK

#584 

Beitrag von MovieMan »

Ein Film im Rahmen des Fantasy Filmfestes.

Die ältere Ex-Militär Maja verdingt sich bei der Strandpolizei eines kleinen französischen Ortes ihr Auskommen. Widerwillig muss sie den Ruhestand antreten. Da kommt ein blutrünstiger Hai, der es auf die Badegäste abgesehen hat, gerade recht, sodass sie sich selbst in den Dienst reaktiviert, um dem Monster den Garaus zu machen.

JAWS in Billigvariante und für einen Haifilm erstaunlich blutleer, mal abgesehen von den Fischködern. Die herbe Art der Hauptdarstellerin wirkt manchmal unfreiwillig komisch, hat man ihr als Ehemann auch noch den Komödienstar Kad Merad zur Seite gestellt. Diesen hat man mit Kameratricks optisch verfremdet, sodass das Zusammenwirken der Figuren noch komischer wirkt.
Die Spannung hält sich in Grenzen, da kommt wenig Atmosphäre in Sachen Tierhorror auf.
Etwas besser als so manche Asylum Produktion ist der Film schon, aber Welten von JAWS entfernt.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

MEGALOMANIAC

#585 

Beitrag von MovieMan »

Ein Film im Rahmen des Fantasy Filmfestes.

Die Geschwister Martha und Felix sind im Rahmen einer Vergewaltigung der Mutter durch einen Serienkiller gezeugt worden und fristen in einer abgewrackten Bude ihr Dasein. Martha arbeitet als Putzangestellte und wird übelst gemobbt. Felix kommt ganz nach seinem Vater und bringt Frauen nach Hause, um sie zu töten, auch Martha wird von ihm unterdrückt. Dem Druck nicht mehr standhaltend entwickelt sich auch Martha zur Furie, um sich an ihren Peinigern zu rächen.

Psychisch harter Tobak aus Frankreich, der in seiner Wirkung mit MARTYRS vergleichbar ist. Das farbentsättigte Bild unterstreicht die bedrohliche Atmosphäre. Die Bilder und Szenenabfolgen sind teils impressionistisch bis surrealistisch, fast mystisch. Die Figur der Martha wird eingehend charakterisiert und die sehr gute Darstellerin bringt die innere Zerrissenheit zwischen ihrem erbärmlichen Leben und dem Treiben ihres Bruders perfekt auf die Leinwand, einschließlich einer immer fortschreitender Wesensveränderung angesichts der Gesamtumstände.
Zu zart besaitete Personen bleiben diesem Psychohorror lieber fern, denn die Gewaltszenen stehen denen des Films DER GOLDENE HANDSCHUH in nichts nach.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

MOLOCH

#586 

Beitrag von MovieMan »

Ein Film im Rahmen des Fantasy Filmfestes.

Die von einem Kindheitstrauma verfolgte Musikerin Petriek, erlebt als etwas über 30jährige erneut den Horror von damals als ihre Großmutter starb. Was hat auch die Leiche, die im angrenzenden Moor ausgebuddelt wird, damit zu tun? Die Bedrohung wächst und Petriek muss um das Leben ihrer Familie fürchten.

Elemente von anderen Horrorwerken, u.a. ROSEMARIES BABY, HEREDITARY und MIDSOMMAR werden hier zu einem recht spannenden Film zusammengefasst. Die Geschichte bemüht auch urbane Legenden und Satanskult.
Die Schauspieler agieren durchschnittlich. Insgesamt ist jedoch ein stimmiges Werk entstanden, für das man gern mal einen Blick riskieren kann, wenn man auf gruselige Stimmung steht.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

FAMILY DINNER

#587 

Beitrag von MovieMan »

Ein Film im Rahmen des Fantasy Filmfestes.

Die unter ihrer Körperfülle leidende Simi nistet sich bei ihrer Tante, einer Ernährungsexpertin, und deren Lebensgefährten sowie Sohn auf einem Bauernhof ein. Doch so richtig willkommen fühlt sie sich nicht. Die Familie gibt sich merkwürdig und das ungute Verhältnis ihres Cousins zu seinem Stiefvater wird offen zur Schau getragen. Simi gerät zwischen die Fronten, macht sich aber zunehmend für ihren Cousin stark.

Alpenhorror aus Österreich fast als Kammerspiel auf einem abgelegenen Bauernhof.
Der Film verbreitet von Anbeginn eine ganz merkwürdige Stimmung, sodass der Zuschauer mit Simi förmlich mitleidet, da die Situation oft die Grenzen des Erträglichen im menschlichen Miteinander sprengt, aber auf eine besondere österreichische Art.
Leider wirken die Dialoge stellenweise wie auswendig gelernt und runtererzählt, das nimmt den Szenen dann etwas den Fluss.

Ansonsten mal Familienhorror der ganz anderen Art. Das war auch irgendwie erfrischend.

Zu Gast war nach dem Film auch der Regisseur, der neben interessanten Einblicken in die Dreharbeiten nochmals allen Ungläubigen versichert hat, dass kein Hase extra für den Film sterben musste.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

JEEPERS CREEPERS: REBORN

#588 

Beitrag von MovieMan »

Alle 23 Jahre taucht der Creeper auf, um 23 Tage Nahrung zu sich zu nehmen, vorwiegend Menschen. Diesmal bezieht er seine Opfer von einem Horror Hound Festival, wo sich allerlei illustre Gestalten tummeln, u.a. auch Laine, die von ihrem Freund dahin mitgeschleppt wird und dem ganzen Treiben nichts abgewinnen kann. Mit einer Gruppe machen sie sich auf den Weg in ein abgelegenes Haus und schon hat der Creeper ein Auge auf die Gruppe geworfen. Es dauert nicht lange bis er zuschnappt.

4. Aufguss dieser als urbane Legende getarnte Mischung aus Vogelscheuche und Fledermaus. Doch das Ansinnen, der Reihe neues Leben einzuhauchen geht gründlich schief. Das liegt vor allem am Creeper selbst. Die Figur ist dazu verdammt, durch ein Haus zu stapfen und Jugendliche zu jagen. Das geschieht plump und gähnend langweilig. Als Kenner der vorherigen Filme, kennt man das Treiben des Creepers, sein Aussehen, etc., keine Überraschungen. Wenn das Ganze dann auch noch unmotiviert dargebracht wird, ist das Kind endgültig in den Brunnen gefallen. Da kommt keine Spannung auf, die Charaktere sind flach, die Story dürftig, Logik eh nicht vorhanden und die Schauspieler können es nicht reißen, da das Drehbuch nichts zulässt – falls überhaupt eins existiert.
Dazu hat die Figur des Creepers auch kaum das Charisma eines Michael Meyers, Jason Vorhees oder Freddy Kruegers. Erinnert haben mich Szenen an die GODZILLA Filme der 50er, als ein Schauspieler im Gummikostüm durch Kulissen gestapft ist.

Auch technisch (Tricks, digitale Effekte) ist alles nur auf dem Level einer schlechten TV-Serie.

Der wahre Horror an diesem Film ist dessen lieblose und ideenlose Umsetzung. So taugt er nur als Einschlafhilfe und dient im filmischen Universum als Grabmal der CREEPER-Reihe.

Obwohl mir das Lied, was da im Film immer gedudelt wird, ganz gut gefallen hat. Das ist vielleicht mal einen Download wert.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

PIGGY

#589 

Beitrag von MovieMan »

Ein Film im Rahmen des Fantasy Filmfestes.

Sara hat nach heutigen Maßstäben einen unvorteilhaften Körperbau und zu viel Gewicht. Das macht sie zum Gespött ihres Dorfes. Sie muss unablässig Beschimpfungen und Verunglimpfungen über sich ergehen lassen, sei es von den Erwachsenen oder aber ihren „Freunden“. Als ein Serienkiller sich an ihren Peinigern zu schaffen macht und sie ihn bei seinem Treiben beobachtet, schließen die beiden einen unausgesprochenen Pakt. Doch in Sicherheit befindet sie sich damit nicht, zumal die Leute des Dorfes sowie die Polizei mächtig Druck auf sie ausüben, sie solle angeben, was sie denn beobachtet hätte. Kann Sara diesem ganzen Druck standhalten? Und wird sie genauso grausam wie die anderen?

Horrordrama zusammengesetzt aus Coming of Age- und Bodyshaming-Elementen verpackt in eine beißende Gesellschaftskritik und garniert mit Thriller- sowie Horroreinlagen. Das einen der Film anpackt, ist einzig der sensationell spielenden Hauptdarstellerin zu verdanken, die mutig ihren Körper zur Schau stellt und ihrem dargestellten Charakter glaubwürdig eine Entwicklung verpasst vom scheuen und verletzten Reh bis hin zur „Jetzt erst recht“-Attitüde. Schon als Zuschauer mag man gar nicht hinsehen, da man sich ertappt fühlt bei seinen eigenen Gedanken über die Wertung eines anderen Menschen nur aufgrund seines Aussehens.

Inszeniert ist dieses Erstlingswerk einer Regisseurin sehr spannend und die Zeit vergeht im Fluge. Es wird geschafft, zwischen Hauptcharakter und Zuschauer eine Verbindung aufzubauen, die ein Mitfiebern dann auch erleichtert.

Eine böse Geschichte, die fast allein von der Hauptdarstellerin getragen wird, mal aus einer etwas anderen Perspektive. Auf jeden Fall sehenswert.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

DEADSTREAM

#590 

Beitrag von MovieMan »

Ein Film im Rahmen des Fantasy Filmfestes.

Shawn ist ein Internetstar und Influencer, der durch seine Pranks bei seinen Followern etwas in Ungnade gefallen ist. Aber Shawn wäre nicht Shawn wenn er sich nicht zu helfen wüsste. Also plant er die für sich ultimative Herausforderung: Eine Nacht verbringen in einem Haunted House in einer abgelegenen Gegend in Utah als Live-Event über Videostream.
Gut geplant kommt er nachts am Haus an und verschafft sich Zutritt. Als sei der Look und der Zustand des Gebäudes nicht gruselig genug, verärgert er mit seiner Aktion auch noch ein paar Geister, die ihm nun nach dem Leben trachten. Gar nicht so leicht, aus dem Haus wieder herauszukommen.

Das Ganze Treiben ist aus Go-Pro Einstellung gefilmt und erinnert unweigerlich an BLAIR WITCH PROJEKT und PARANORMAL ACTIVITY. Glücklicherweise wird auf ein dauerndes Hin- und Herwackeln der Kamera wie bei BLAIR WITCH PROJEKT verzichtet, sodass dem Zuschauer vom Zusehen nicht schlecht wird. Im Gegenteil, die Kameraführung erweist sich als überraschend stabil und das Bild als angenehm rauschfrei.
Letztendlich ist der Schauplatz örtlich begrenzt und minimalistisch, doch es wird aus diesem Plot das Maximalste herausgeholt.
Der Hauptdarsteller ist wie geschaffen für den Film, sei es am Anfang, wie er in Szenen seiner Pranks in JACKASS-Manier zu Werke geht oder im Hauptteil durch das verwunschene Haus stolpert. Durch seine extrovertierte Art ist man immer dabei. Selbstverständlich nutzt er bei seiner Geisterjagd Raumkameras, die er auf einem Tablett überwacht, auf dem auch Livebeiträge seiner Follower eingespielt werden, die wie in der realen Influencerwelt nicht immer motivierend oder hilfreich sind.

Als Zuschauer kommt man aus dem Lachen kaum mehr heraus. Die sympathische Dusseligkeit, mit der zu Werke gegangen wird, gepaart mit der Spannung der Geschichte sowie den realistisch anmutenden Kommentaren der Followern in gespielter Echtzeit verschafft höchstes Vergnügen.

Zudem kommen noch gut gemachte Effekte und klasse bzw. liebevoll ausgearbeitete Masken der Geister dazu.
Eine Inszenierung, die rundum gelungen ist.

Überraschendes Funfeuerwerk der Extraklasse mit Horrortouch und höchstem Unterhaltungswert. Wieder einmal beweist es sich, dass zu großem Kino nicht immer ein Bombast a la Marvel notwendig sein muss.
Unbedingte Empfehlung für eine Sichtung. Dieser Film ist wie geschaffen für die Halloweenzeit. Einer der wenigen Filme, die ich mir nochmal ansehen kann, obwohl ich das Ende bereits kenne.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

TICKET INS PARADIES

#591 

Beitrag von MovieMan »

Georgia (J. Roberts) und David (G. Clooney) sind geschäftlich erfolgreich und waren vor vielen Jahren einmal verheiratet, wollen aber schon lange nichts mehr von einander wissen. Als ihre gemeinsame Tochter Lily dann den Uniabschluss macht, treffen die beiden zwangsweise aufeinander und das Gezanke geht sofort los und man ist sich einig, schnellstmöglich wieder auseinander zu gehen. Wenig später ereilt die streitbaren Eltern jeweils eine Nachricht, dass ihre Tochter auf Bali einen Einheimischen heiraten will. Erneutes Wiedersehen nehmen beide in Kauf und machen sich auf den Weg ins Paradies, um den vermeintlichen Fehler ihrer Tochter, den sie einst begannen, zu verhindern. Und plötzlich ist man sich ungewohnt einig, zumindest vordergündig.

Romanzenkomödie wie für Roberts und Clooney auf die Leiber getackert. Die im realen Leben bestesten Freunde dürfen bei dieser Zusammenarbeit endlich mal ein Liebespaar (wider Willen) abgeben. Dadurch ist eine Komödie entstanden, die nur leicht an die Screwballkomödien vergangener Zeiten erinnert ohne deren Qualitäten zu erreichen. Dieser Film ist einfach zu seicht und nicht temporeich genug, bedient alte Klischees und lebt vor allem von der hervorragenden Chemie der beiden Hauptdarsteller zueinander. Der Spaß am Drehen überträgt sich auch auf die Zuschauer, haben doch beide angesichts der wirklich paradiesischen Zustände ein Dauergrinsen im Gesicht.
Der Film ist ohne richtige Höhepunkte und das Ende sowieso klar. Nur wenige Dialoge erreichen Komödienhöchstniveau. Wie man das besser macht, kann man sich in DER BESTE FILM ALLER ZEITEN ansehen.

Es verbleibt trotzdem ein Gutelaunefilm, an dem man seinen Spaß haben kann, wenn die Erwartungen jetzt nicht himmelhoch hängen, Fans des Hollywood-Dreamteams greifen eh blind zu.
Die Konzeption ist einfach zu brav, um brachialen Spaß zu entfalten, dennoch reicht es für gute Laune und auch ein Wohlgefühl. Sicherlich derzeit nicht das Verkehrteste.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

DON´T WORRY DARLING

#592 

Beitrag von MovieMan »

Alice (F. Pugh) lebt glücklich, ja fast paradiesisch, mit ihrem Mann Jack (H. Styles) in der künstlich erschaffenen Stadt Victory, die einer Firma gehört, welche sich um das Victory-Projekt kümmert. Das Leben dort ist abgestellt auf die sorglosen 50er Jahre, einschließlich eigener Häuser, Autos und sonstigem Pipapo. Fast sämtliche Wünsche werden von dem Firmen CEO Frank (C. Pine) erfüllt und es mangelt an nahezu nichts. Die Männer fahren morgens zur Arbeit und die Frauen kümmern sich um den Haushalt und führen am eigenen Pool ein unbeschwertes Leben im eigenen Garten/Haus. Alles läuft eigentlich gut, bis Alice eine Grenze überschreitet, von der sie weiß, dass es so gut wie die einzige Sache ist, deren Einhaltung Frank den Bewohnern der Stadt abverlangt. Die Idylle bekommt nach dieser Grenzüberschreitung schnell ihre Risse und es offenbart sich ein Geheimnis.

Fiese Zukunftsperspektive, die dem Zuschauer vor Augen geführt wird. Alles fängt ganz friedlich an, bevor nach und nach das Gefühl, das etwas nicht stimmen kann, immer beklemmender wird und das Unausweichliche sich seine Bahn bricht. Hier C. Pine mal nicht als Sunnyboy sondern als gefühlskalter Antagonist, während der Zuschauer mit der zusehends durchdrehenden F. Pugh mitleidet. Das erzeugt eine Spannung, die trotz der Klarheit für die Zuseher, dass die Idylle trügt, trotzdem immer weiter angezogen wird, bis zum ja fast bitteren Ende. Was Jordan Peele mit seinem NOPE nicht gelungen ist, in dem er zu früh aufgelöst hat, gelingt hier besser, wenn auch nicht perfekt. Die Bedrohung erwächst hier auch aufgrund des Gegensätzlichen, einerseits einer quietschbunten an Perfektion grenzenden 50er-Jahre Idylle und den unklaren Machenschaften im Rahmen des Projektes andererseits.
Sowohl Zuschauer als auch die Figuren haben nur Frank als undurchsichtigen Mittler zwischen diesen "Welten".
Pugh und Pine liefen eine sehr gute Perfomance und auch Styles kann sich sehen und hören lassen. Olivia Wilde als Regisseurin hat sich zwar auch selbst besetzt, hält sich mit ihrer Rolle aber doch mehr im Hintergrund und setzt hin und wieder Akzente.

Ansehnlicher und größtenteils auch spannender Thriller im 50er-Jahre Look, der weiß, das Offensichtliche lange genug herauszuzögern und der die "Wahrheit" häppchenweise verteilt.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

ORPHAN: FIRST KILL

#593 

Beitrag von MovieMan »

Die klein und jung anmutende Leena, die älter ist als man zunächst beurteilen würde, befindet sich aus gutem Grund in der geschlossenen Psychiatrie irgendwo im Nirgendwo in Estland. Durch eine für sie glückliche Fügung durch das Versagen Anderer gelingt die Flucht und schlussendlich nistet sie sich bei einer amerikanischen Familie in den USA ein, indem sie vorgibt, deren verschwundene Tochter zu sein. Ihren Plan, die Familie gegeneinander auszuspielen und sich deren Habe zu bemächtigen, geht aufgrund der argwöhnischen Familienmutter nicht ganz auf. Die beiden geraten heftig aneinander und schrecken auch vor Mordabsichten nicht zurück. Dennoch schließen sie einen Pakt, der sicherlich nicht lange hält.

Vorgeschichte zu ORPHAN - DAS WAISENKIND, wiederum mit I. Fuhrman in der Hauptrolle. Trotz zwischenzeitlich vorangeschrittenen Alters der Darstellerin ist sie als böses "Grundschulkind" immer noch ziemlich überzeugend.
Eiskalt im Blick und durch unerwartete Reaktion im Dialog gibt sie eine gruselige Psychopatin. Diesem Können steht J. Stiles als liebende aber aufgebrachte Mutter in nichts nach, sodass der Zuschauer seinen Spaß am Kampf der Furien hat, der immer wieder durch den Fortgang der Geschichte unterbrochen werden muss und sich wie ein Boxkampf über viele Runden erst nach und nach zum Höhepunkt schraubt.

Durch das farbentsättigte Bild wird zusätzlich ein bedrohlich wirkender Look kreiert. Gepaart mit dem gekonnten Schauspiel dreht sich die Spannungsschraube immer weiter fest, um im Finale, dessen Ausgang ja angesichts einer Vorgeschichte klar ist, sich explosionsartig zu lösen.

Der Film entfacht zwar nicht die Sogwirkung einer Großproduktion, ich würde ihn aber als überraschend gut gelungenes B-Movie (im positiven Sinn) einordnen, an dem die Zuschauer durchaus ihre Freude haben dürften, zumindest wenn man auf spannungsangehauchte, gruselige Atmosphäre steht. Eine Vorgeschichte der besseren Art.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

CHASE: NICHTS HÄLT IHN AUF

#594 

Beitrag von MovieMan »

Will (G. Butler) bringt seine Frau Lisa (J. Alexander) mit dem Auto zu ihren Eltern, da Lisa aufgrund einer Ehekrise eine Auszeit von ihrem Mann benötigt. Auf dem Weg zu den Eltern stoppen sie an einer Tankstelle und Lisa verschwindet spurlos. Die Polizei tut sich mit der Aufnahme von Ermittlungen schwer, da ihnen der Verdacht auf ein Verbrechen zunächst nicht ausreicht. Will selbst gerät als Verdächtiger zunehmend in das Visier der Polizei. Dieser Umstand sowie das langsame Vorgehen der Staatsmacht lässt ihn selbst zum Jäger nach seiner Frau werden. Doch das Beschaffen sowie Zusammenfügen von Puzzleteilen gelingt nur schleppend. Fraglich, ob Lisa überhaupt noch gefunden werden kann geschweige denn am Leben ist.

Mich hat die Inszenierung an eine Mischung aus 96 HOURS und der TV-Serie 24 erinnert. Die Suche nach der Verschwundenen läuft suggeriert (aber nicht wirklich) in Echtzeit ab. G. Butler gibt den Draufgänger und Selbstzweifler, was aufgrund wohl darstellerischen Schwächen nicht immer glaubwürdig wirkt. Das Schauspiel ist aber auch nur Nebensache, die Action sowie die Auflösung der Story stehen im Vordergrund. Schnitzeljagdmäßig sammelt die Hauptfigur Teil um Teil der Auflösung zusammen und muss dem Pfad dieser Teile nur bis an das Ziel folgen. Insofern ist die Geschichte sogar recht gradlinig konstruiert. Mit mehr Überraschung und Wendungen hätte man die Spannung wesentlich höher schrauben können. In Rückblenden wird ein wenig über Lisas und Wills Leben erzählt. Dabei sprüht J. Alexander einen Esprit aus, bei dem man sich fragt, warum ihr Mann überhaupt nach ihr sucht.
Die Dialoge wirken seltsamst gestellzt und auswendig gelernt. Mangelhafte Darstellungsqualität wird hier offensichtlich.

Daher sticht der Film auch nicht aus dem Einheitsbrei dieser Gattung heraus. Letztendendlich hätte es auch für eine Video- bzw. Streamingpremiere gereicht. Butler muss aufpassen, dass es ihm nicht so wie Bruce Willis ergeht und er mit seinen neueren Werken im Sumpf der Vergessenheit gerät und man sich einzig und allein an seine Darbietung als Leonidas in 300 erinnert. Von dieser Erinnerung wird er auf Dauer nicht leben können (denke ich zumendest mal).
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

TAUSEND ZEILEN

#595 

Beitrag von MovieMan »

Das Magazin DIE CHRONIK hyped seinen eigenen jungen aufstrebenden Reporter Lars. Dessen Reportagen finden sowohl bei Leserschaft als auch unter den Kollegen viel Anklang. Im Arbeitsleben gibt sich Lars als nahbar, aber verletzlich und dennoch bestimmt. Ein gemeinsames Projekt mit dem erfahreneren Kollegen Juan (E. M’Barek) droht zu scheitern. Abgesehen von seiner Abneigung gegen den jungen Kollegen forscht Juan in dessen Vergangenheit, bis das bisherige Schaffen von Lars im Zweifel steht.

Bully Herbig serviert uns hier eine gewaschene (Print)Mediensatire. Grundlage bilden Ereignisse im Jahr 2018 als ein Reporter des SPIELGELs als unseriös enttarnt wurde. Hier wird das Ganze ziemlich auf die Spitze getrieben, ist aber dennoch so konzipiert und inszeniert, dass eine latente Spannung vorhanden ist, die sich aus den Tricksereien des Lars bzw. den Recherchen des Juan herleiten lässt – wie ein Schlagabtausch in Langzeit.
Die Dialoge sind teils überspitzt, verfehlen ihre Wirkung aber nicht.

Herbig versucht sich zum 2. Mal nach BALLON an einem „historischen“ Stoff. Auch dieser Film gelingt und dürfte dem Regisseur auch mehr gelegen haben, da er bissigen Humor einbauen durfte.
Auf jeden Fall regt der Inhalt zum Nachdenken an: Werden wir manipuliert, ggf. von wem? Was wollen wir eigentlich Hören/Lesen? Was sind wir bereit, bedingungslos zu glauben?

Der Film ist im Rahmen der Diskussionen um „Fake News“ wie geschaffen. Das Ergebnis ist ernüchternd, denn wem kann man überhaupt noch trauen? Die Welt der Printmedien wird als Gemengelage aus Geschichte, Aufklärung, Datenschutz, Quellenschutz, Kreativität, politisch gelenkt und vor allem erzwungenen Erfolg durch genügend Absatz präsentiert. Das macht es mit der Glaubhaftigkeit nicht leichter.
Einerseits kann der Film als Plädoyer für ernsthaften Journalismus, andererseits auch für eine Demonstration der Machtlosigkeit und Verantwortungslosigkeit gegenüber den „Fake News“ interpretiert werden. Ein Dilemma, in dem sich der Journalismus dieser Tage unentwegt bewegt. Eine Lösung bietet auch dieser Film nicht.

Die Schauspieler agieren auf gutem mittlerem Niveau ohne große Ausreißer nach oben oder unten.
E. M’Barek ist hier auch wieder in einer ernsteren Rolle wie in DER FALL COLLINI zu sehen und bestätigt seine guten Leistungen als Spieler ernster Materie. Klug von ihm, sich möglichst früh aus der Schublade des ewigen Sunnyboys zu befreien und sein Können breiter aufzustellen.

Insgesamt eine lohnende Verfilmung eines heiklen Themas, das hier zusätzlich noch spannend dargebracht wird und einen Bezug zu realen Ereignissen hat. Durchaus sehenswert.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

SMILE - SIEHTS DU ES AUCH?

#596 

Beitrag von MovieMan »

Rose (S. Bacon) ist Psychologin und Ärztin an einem Krankenhaus und arbeitet teils in Mehrfachschichten. Kümmerig umsorgt sie ihre Patienten und widmet sich auch den Fällen, die noch nicht einmal eine Krankenversicherung vorweisen können. Das Drama beginnt mit einem Suizid einer Patientin vor ihren Augen. Fortan geschehen merkwürdige Dinge und Personen berichten von ihren Todesahnungen während sie ein verstörendes Grinsen im Gesicht tragen. Zunächst gelingt es Rose, die Geschehnisse kühl und sachlich ihrer Ausbildung entsprechend zu analysieren. Doch je weiter sie selbst in den Strudel der Ereignisse gerät, desto weniger kann sie Halluzination von Realität unterscheiden, bis sich auch zunehmend ein unangenehmes Relikt aus der Vergangenheit den Weg in ihr Bewusstsein bahnt. Schließlich ist sie selbst davon überzeugt, verflucht zu sein und forscht mit ihrem Ex-Freund über Lösungsmöglichkeiten nach, was sich als schwierig gestaltet.

Horrorfilm einer Sorte, die dem Zuseher stetes Unbehagen bereitet. Bis auf wenige Gewaltspitzen und Jumpscares (vornehmlich akustischer Art) ist der Film eigentlich eher harmlos. Der Horror spielt sich auf der psychischen Ebene ab. Man schaut einer jungen Frau beim Verfall in den Wahnsinn zu. Ein wenig erinnert das an die Figur des Jack Torrance aus THE SHINING. Die Inszenierung hat viel mit IT FOLLOWS gemein und greift auch Eigenheiten der Filmreihe FINAL DESTINATION in der Frage der Überlistung eines Fluches auf.

Der Film würde nur halb so gut ohne die superbe Hauptdarstellerin sein. Am Ende war ich fast überzeugt, dass S. Bacon gar nicht gespielt hat. Während andere Darstellerinnen zum permanenten Overacting greifen, bleibt S. Bacon zunächst in der Darstellung ganz ruhig. Umso heftiger ist die Wirkung (auch beim Zuschauer) wenn der Zeitpunkt erreicht ist, das ein Jeder weiß, da stimmt was ganz und gar nicht – alles aber vorwiegend auf der psychischen Ebene.

Wer meint, zu lange Fingernägel zu haben und zu faul ist, zur Schere oder zum Knipser zu greifen, kann sich auch mit diesem Film behelfen – einem richtigen Nervenzerrer und Nägelkauer.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

IN EINEM LAND, DASS ES NICHT MEHR GIBT

#597 

Beitrag von MovieMan »

Ostberlin 1989 kurz vor dem ungeahnten Mauerfall und kurz vor dem Abitur der jungen Suzie. Durch einen aus parteipolitischer Sicht begangenen Fauxpas entgeht ihr das Literaturstudium und man gibt ihr mit einer Arbeit als Dreherin/Fräserin in einem Volkseigenen Betrieb genügend Zeit, über ihr „Vergehen“ nachzudenken. Nebenbei versucht sie als Model Fuß in der Modeszene Ostberlins zu fassen, in der es mehr Freiheiten gibt als anderswo, aber dennoch Grenzen bestehen. Sie erhält auch Einblick in die unter dem Radar der Vopos agierenden Jugendlichen und sonstigen Aufsässigen, die mit ihrem Treiben überall anecken würden. In eine blöde Situation geraten, steht sie plötzlich als Verräterin am Pranger.

Deutsche Produktion über das Leben Jugendlicher in Randgruppen zur Endzeit der DDR.
Eine Coming-of-Age Geschichte, eigebettet in die Modeindustrie der DDR im Rahmen einer Kritik an einem System, was sich längst selbst überlebt und überholt hatte und nur noch einige Wenige mit den täglichen Einschränkungen konform gingen.
Aufgezeigt wird der innere Widerstand der Bevölkerung, der sich langsam seine Bahn nach außen bricht, sich viele Personen nur noch nicht trauen, ihren Missmut klar zu äußern.
So wie der Augenblick im Inneren eines Vulkans, der kurz vor dem Ausbruch steht.

Es wird zwar viel aufgegriffen, doch bis in die letzte Tiefe dringt der Film nicht vor und schwelt zuweilen noch an der Oberfläche. Wenn Arbeiterinnen im Werk über Mode und Freigeist sinnieren sind es die eher seltenen Augenblicke, in denen der Film Einblick in das Denken und Gemüt der DDR-Bevölkerung gibt.
Der Ansatz, die Story in der kreativen aber doch politisch gelenkten Modebranche spielen zu lassen, ist allemal spannend. Zumindest verleiht das Geschehen um die Figur des schwulen Rudi einen Hauch von Ahnung, was Randgruppen, die ja offiziell nie existierten, unter dem Regime auszuhalten hatten.

Der Film wird durch die Hauptdarstellerin (M. Burow) getragen, die inhaltlich eben stark im Fokus steht sowie durch die Figur des Rudi, verkörpert durch Sabin Tambrea, der den queeren Designer gibt. Auch C. Michelsen als Chefredakteurin des Modemagazins „Sibylle“ spielt zurückhaltend und dennoch stark. Manchmal spielen sich damit die Nebendarsteller fast in den Vordergrund.

Auffällig ist, dass wenig DDR-Details ins Auge fallen. Zwar prangt das Schild des „Konsum“ deutlich an der Eingangstür des Ladens, der aber auch nur beiläufig gezeigt wird, doch das reicht nicht ganz aus. Mit mehr Reliquien hätte man ein Mehr an Nostalgie und Authentizität erzeugen können.

Weniger nostalgisches Coming-of-Age Drama aus der Endzeit der DDR mit guten Ansätzen und doch mehr an der Oberfläche weilend. Als grobe Veranschaulichung damaligen Lebens jedoch sehr tauglich. Etwas schade um das verschenkte Potential.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

IM WESTEN NICHTS NEUES (2022)

#598 

Beitrag von MovieMan »

Westfront 1918 kurz vor Ende des 1. Weltkrieges: Männliche Schulabgänger melden sich euphorisch für den Kriegseinsatz an der Front, angestachelt durch den Schuldirektor, der an die Ehre der Schulabsolventen appelliert, sich dem Vaterland zu widmen. An der Frontlinie des Stellungskrieges in Flandern angekommen, erleben die Jungen was Krieg eigentlich bedeutet und die Ersten wollen auch schon nach Hause. Doch aus dem Trauma gibt es kein Entrinnen. Während die deutsche diplomatische Vertretung versucht, aufgrund der hohen Verluste einen Waffenstillstand auszuhandeln, schicken die Generäle ihre Männer weiter auf das Schlachtfeld.

Bereits mehrfach verfilmter Stoff nach dem Buch von E.M. Remarque.
Hier muss ich gestehen, dass ich weder das Buch gelesen noch eine vorherige Verfilmung gesehen habe (ja, ich weiß, dass es in meinem Fall kaum zu entschuldigen ist).
Zumindest die Verfilmungen von 1930 und 1979 sollte ich doch mal ansehen.

Die Direktheit, mit der das Kriegsgrauen aufgezeigt wird, ist erschreckend und lässt an Filme wie DER SOLDAT JAMES RYAN oder DIE BRÜCKE denken. Die Kamera zuckt vor nichts zurück. Fast in Videospiel-Shooter-Manier folgt sie den Soldaten über das Schlachtfeld, den eigenen Kameraden vor sich, der dann durch Artillerie oder Gewehrfeuer unsanft und in Einzelteilen vom Feld geräumt wird, Mann auf Mann. Die Kameraeinstellungen verstärken diesen Eindruck durch die Nähe zum Geschehen sehr, als renne man als Zuschauer daneben mit. Das ist an Intensität kaum zu überbieten aber brachial brutal.
Fast sämtliche Tötungsvarianten finden ihren Weg auf die Leinwand: Erschießen, Erstechen, Wegsprengen, Verbrennen, Ertränken, Überfahren, usw.

Einem Horrorfilm würde man unterstellen, er mache sich den Voyeurismus des Publikums zu Nutze und sei gewaltverherrlichend, dabei wird hier „nur“ Krieg in seiner reinsten und entmenschlichten Form gezeigt, gipfelnd in einer Szene, in der ein Soldat minutenlang stirbt. Das kann man auch als Zuschauer nicht kalt hinnehmen. Bei manchen Zusehern dürfte vielleicht aufgrund der realistischen Handlung die Grenze des Erträglichen überschritten sein. Man solle nicht behaupten, ich hätte nicht gewarnt.

Nicht nur die direkten Gräuel sind schwer erträglich, auch die Einstellung der politischen Führung. Einerseits ringt man um Waffenstillstand, andererseits soll die nächste Schlacht gewonnen werden, damit man nicht als Verlierer die Bühne verlässt.
Das kommt bekannt vor? Ja, sehen wir gerade täglich im Fernsehen und lesen es in der Zeitung. Insofern bewahrheitet sich leider wieder, wie zeitlos dieses Werk ist und was die Menschheit nach wie vor nicht dazugelernt hat, nur, dass die Waffen zwischenzeitlich etwas moderner daherkommen.

Fokus wird besonders darauf gelegt, wie ein eigentlich verträglicher Mensch in den Fängen dieser Maschinerie völlig entmenschlicht wird und nur noch funktioniert und Befehle ausführt, bis zum bitteren Ende.
Inhaltlich bietet der Film alles, um den Zuschauer die nächsten Wochen nachdenken zu lassen, wenn er/sie das denn möchte. Und die Tauglichkeit als tägliche Diskussionsgrundlage des aktuellen Zeitgeschehens besitzt der Film noch dazu.

Technisch ist die Farbgebung dem grausigen Geschehen entsprechend recht entsättigt, in Blau bis Mausgrau gehalten. Mutmaßliche Drohnenaufnahmen vermitteln einen Eindruck über die Weite des Schlachtfeldes, während das Geschehen auf dem Schlachtfeld dann wie oben erwähnt aus nächster Nähe in den Fokus rückt.
Audiomäßig ist zwar Druck vorhanden, doch eine Räumlichkeit war weniger vorhanden, was ggf. auch dem Soundsystem des von mir besuchten Kinos geschuldet ist. Das lässt sich in Kürze dann zu Hause nachprüfen (dazu später).
Von Kamera über Inszenierung muss sich diese internationale Co-Produktion mit deutscher Beteiligung nicht vor anderen Großproduktionen aus der Region Hollywood verstecken.

Schauspielerisch sagen mir die Mitspielenden vom Namen her eher wenig. Dennoch spielen sie ihre Rollen überzeugend und glaubwürdig. Einzig D. Brühl als Verhandler des Waffenstillstandes und D. Striesow als nicht aufgeben wollender General stechen ein wenig (positiv) hervor. Das schauspielerische Gesamtgefüge stimmt.

Der Film läuft leider nur vereinzelnd im Kino, meistens Programmkinos. Er ist von Netflix produziert und wird am 28.10.2022 bereits dort zu sichten sein. Warum dann ins Kino gehen? Weil er dort hingehört! Es ist schlichtweg wieder eine Frechheit, einen Film mit einem so aktuellen Bezug und solcher Güte fast dem Publikum vorzuenthalten, um Gewinnmaximierung durch Neuabonnenten für den Streamingdienst zu betreiben.
Gerade auch als deutscher Oscar-Beitrag für 2023 gehört der Film zumindest in deutsche Kinos. Besseren Geschichts-, Deutsch- und Politikunterricht kann es derzeit kaum geben.

Wer dem aufgeschlossen ist, gute Nerven und Sinn für gute Filme hat, auch wenn diese mal als schwere Kost nicht gut verdaulich sind, sollte schleunigst das Lichtspielhaus seiner Wahl aufsuchen und das Kinoentgelt als gut investierte Anlage für Bildung und Bereicherung sehen.

Ob die mir fehlende tonale Räumlichkeit der Produktion geschuldet ist, werde ich dann zu Hause bei einer Zweitsichtung entscheiden.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

THE WOMAN KING

#599 

Beitrag von MovieMan »

In Dahomey, einem westafrikanischen Königreich im 19. Jahrhundert, leidet das Volk unter den Besatzern der Oyo, die fortwährend Abgaben vom König Dahomeys fordern. Wo immer es geht, schlägt die Truppe der von der Generalin Nancisca (V. Davis) geführten Eliteeinheit, der Agojie, zurück, um sich gegen die Besatzer zur Wehr zu setzen. Dabei geht die ausschließlich von Frauen besetzte Truppe mit äußerster Brutalität vor. In diese Wirren gerät das Waisenmädchen Nawi, die sich zur Agojie ausbilden lassen will. Während Nancisca noch eine persönliche Rechnung mit einem der Oyo-Krieger offen hat, drängen sich auch noch Sklavenhändler in den Vordergrund und die Dahomey müssen an mehreren Fronten kämpfen. Im Kampf für das Volk nähern sich Nancisca und Nawi an.

Die Geschichte basiert auf wahren Begebenheiten. Der Film ist fast ausschließlich (bis auf die Sklavenhändler) mit farbigen Schauspielern besetzt. Auffällig ist, dass der Film zu einem sehr großen Teil im Königspalast und dem Palastteil der Agojie spielt. Nur selten werden andere Schauplätze gezeigt. Was fast völlig fehlt sind Panoramaaufnahmen des weiten afrikanischen Landes. Dabei böte sich die Landschaft Afrikas für aufregende Naturaufnahmen förmlich an.

Das Geschehen entfacht eine Wirkung wie bei GLADIATOR oder 300, denn das harte Training der Agojie wird deutlich in den Fokus gerückt, ebenso wie die Hackordnung und das soziale Gefüge der kämpfenden Frauentruppe.
Schauspielerisch betont mir Viola Davis das Kampfgehabe mit Mut und Pathos etwas zu viel, sodass es an einigen wenigen Stellen etwas nervig wirkt.
Die Kämpfe selbst sind dynamisch und teils auch blutig in Szene gesetzt. In einigen Szenen scheint die Kamera den Überblick zu verlieren und es geht etwas wild zu.
Die Story enthält ein paar Wendungen bzw. Überraschungen, daraus ergibt sich ein gewisser zusätzlicher Spannungsfaktor.
Der Film schwimmt auf der Erfolgswelle von BLACK PANTHER mit.

Afrikanische Frauenpower als unterhaltsame Geschichtsstunde mit hohem Actiongehalt und einer zeitweise etwas überagierenden Hauptdarstellerin.
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Benutzeravatar
MovieMan
Freak
Beiträge: 802
Registriert: So 14. Okt 2012, 12:02
Wohnort: Hamburger Speckgürtel
Hat sich bedankt: Danksagungen
Danksagung erhalten: Danksagungen

HALLOWEEN ENDS

#600 

Beitrag von MovieMan »

...oder das Ende einer Ikone.
1978 erschuf Regiemeister J. Carpenter die Mutter aller kommenden Slasherfilme: HALLOWEEN. Die Geschichte eines mordenden Gestörten (Michael Myers), der nunmehr als das personifizierte Böse über die Leinwand huschte. Es folgten unzählige Fortsetzungen und neue Zeitlinien. Das Franchise verkam zu einer wirren Reihe, wo es schwerfiel überhaupt noch die Übersicht zu behalten. Abgesehen davon war die Figur nicht tot zu kriegen, egal ob man sie mehrfach erschossen, verbrannt oder sonstwas hat, sodass die Teile immer lächerlicher wirkten. Im Jahr 2018 nahm man dann einen ganz neuen Anlauf: Alle bisherigen Nachfolger des 78er Originals sollten ignoriert werden und die Geschichte wurde neu "fortgesetzt". Dann folgte 2021 noch HALLOWEEN KILLS und HALLOWEEN ENDS soll die Reihe beenden und das Schicksal der Figur des Michael Meyers abschließen. Fragt sich nur, wie man eine Ikone des Films wirklich begraben kann.

Aus dem o.g. Unterfangen ist ein perfekter Publikumsspalter geworden. Während einige den Film und seine Konzeption für äußerst gelungen und vor allem mutig halten, sind andere sehr enttäuscht, denn die Erwartung war sicherlich eine andere. Die Geschichte bricht stark mit der bisherigen Erzählstruktur, es fühlt sich alles anders an. Die Figur wird hier ganz anders in Szene gesetzt, als man es bisher gewohnt war, Vieles verlagert sich auf die sozial-gesellschaftliche Ebene, einschließlich einer "Abhandlung" darüber was das pure Böse eigentlich mit einer Gesellschaft macht. Als Fan ist man hin- und hergerissen, ob man das jetzt gut oder schlecht finden soll.
Ich gebe zu, dass ich zunächst auch zu den eher Enttäuschten gehört habe, aber schon auf dem Weg vom Kino nach Hause habe ich mich anders entschieden. Meinethalben hätte man es kaum besser beenden können. Trotz der neuen Konzeption hat der Film alles was es zu einem Slasher und zu einem HALLOWEEN Film benötigt: Das Böse, Spannung (wenn auch sehr langsam entwickelnd), eine fantastische J.L. Curtis, Blut und vor allem ein episches Ende.
Ich denke, Michael wurde gebührend, ja fast emotional verabschiedet. In dem Moment, wo alles vorbei ist, erfasste mich für einen kurzen Augenblick eine emotionale fast endlose Leere, war ich doch gerade Zeuge vom Ende einer DER Horrorfilmikonen geworden, ein würdiges Ende.

Ja, hier wurde alles anders gemacht, die in das Bild schwebenden Kürbisse am Anfang, der Film mit seiner Handlung selbst sowie das neue Arrangement des Halloween-Themas im Score, welches sich mehr denn je in die Ohren des Zuschauers hämmert.
Mit einem weinenden Auge bleibe ich zurück, weil es zu Ende ist...und damit auch ein Stück meiner persönlichen Kinogeschichte.

Ihr vermisst etwas zum Inhalt? Dann geht doch ins Kino und schaut selbst. Meinen Beitrag verfasse ich wie den Film selbst: mal anders!
bild 7.55 Software 5.4.6.0, Vodafone Kabel TV, AVR Yamaha RX-A1080, Panasonic UHD 9004, Elac FS und CC 189 + TS 3030 + WS 1235 + Sub 2030 als 5.1.2 System, PS3, ATV4K

Kino ist das Größte !!! Geht mal wieder hin.

Antworten

Zurück zu „Kino, Film, Fernsehen, Musik“