Ich war im Kino...

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MovieMan
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DAS LEHRERZIMMER

#676 

Beitrag von MovieMan »

Die junge Lehrerin Carla (L. Benesch) ist neu an der Schule, engagiert und idealisiert und sie schlittert gleich in ein Ungemach: An der Schule wird gestohlen. Der Umgang mit der Situation seitens der Kollegen und der Rektorin entspricht so gar nicht ihre Meinung. Dann wird sie selbst Opfer und kann den Täter ausfindig machen. Doch was zuerst nach einer schnellen Klärung der Situation aussieht erwächst sich zu einer Katastrophe und der gute Wille Claras, das Problem mit Vernunft in den Griff zu bekommen, führt dazu, dass ihre Ideale pulverisiert werden.

Fast dokumentarische Produktion über die Spannungen im Kollegium und die Schwierigkeit, seinen Dienst in der Schule zu verrichten. Thematisiert wird fast ausschließlich der Umgang miteinander in Konfliktsituationen, und zwar in alle Richtungen: Lehrer gegen Lehrer, Schüler gegen Schüler, Lehrer gegen Schüler bzw. umgekehrt sowie die Rektorin mit und gegen alle. Fast ausgeklammert hat man die Eltern. Diese Konflikte einschließlich des für die Lehrkräfte einhergehenden Druckes werden zwar angesprochen aber nur peripher verfolgt. Nebenbei wird der Film inhaltlich immer spannender. Dazu kommt noch der Faktor Macht und zwar auf beiden Seiten, denn auch die Macht der Schüler ist nicht zu unterschätzen. Einerseits ist fraglich, ob sich die Sitaution noch irgendwie befriedigend auflöst, andererseits ist fraglich, ob die Hauptfigur an ihren Idealen festhalten kann. Die Spannungsschraube wird langsam und kontinuierlich immer weiter angezogen.
Die Figuren sind fast klischeehaft gezeichnet und bilden dennoch einen guten Querschnitt des deutschen Lehrkörpers ab. Anhand eigener Erfahrungen als Schüler sowie der Erzählungen meiner Tochter über die Schule konnte ich einige Sitautionen mehr als nachempfinden.
Eigentlich müsste ich mich jetzt bei ein paar Lehrern nachträglich für den Mist, den ich mit veranstaltet habe, entschuldigen.

Der Erfolg der spannungsgeladenen Vermittlung der Story ist nicht zuletzt der Hauptdarstellerin zu verdanken. L. Benesch spielt inbrünstig und hervorragend und niemals im Rahmen eines Overacting. Gefühle wie Verzweiflung, Wut und Kampfbereitschaft werden galubhaft an den Zuschauer transportiert. Eine ebenso starke Leistung wie die von H. Zengel (SYTEMSPRENGER).

Ich habe den Film nicht so empfunden, dass hier der erhobene Zeigefinger geschwungen wird, zumal die Geschichte auch keine richtigen Lösungen für das dargestellte Dilemma gibt, sondern die Ratlosigkeit im Rahmen von ausufernden Sitautionen hervorhebt, in der sich die Beteiligten teils selbst durch ihr Verhalten hineinreiten. Die Lehrer werden nicht als Übermenschen dargestellt und machen auch in dieser Geschichte Fehler, die letztendlich die Lage eskalieren. Das Erschreckende ist, wie leicht eine derartige Eskaltion losgetreten werden kann.

Aber eines wird auch deutlich: Die Lehrer sind keine Eltern. Und meines Erachtens beginnt die Erziehung auch zu Hause, auch wenn einige Leute da anderer Meinung sind.

Spannend erzählte Zustandsbeschreibung über die zwischenmenschlichen Konflikte an der Schule mit einer hervorragenden Hauptdarstellerin.
Wer sich wirklich nicht zu einem Gang ins Kino aufraffen kann sollte das Drama dann später im Fernsehen sehen. Als deutsche Produktion wird es sicherlich dort irgendwann gezeigt. Ihr könnt natürlich lieber euer Kino um die Ecke mal mit einem Besuch unterstützen.
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GUARDIANS OF THE GALAXY VOLUME 3

#677 

Beitrag von MovieMan »

Nach all den Querelen um Thanos, etc. fristen die Guardians auf eine Kolonie namens Knowhere ihr Dasein und hadern jeder für sich mit der Situation. Doch selbst in dieser Abgeschiedenheit ist der Chaostruppe keine Ruhe vergönnt. Der nach gesellschaftlicher Perfektion strebende High Evolutionary lässt Rocket entführen und die Guardians sind angehalten, ihren Freund zu befreien. Und so stürzen sie sich nochmals in Getümmel...

In der dritten und wohl letzten Geschichte dieser Guardian-Formation steht Rocket sowie seine Herkunft im Mittelpunkt. Zudem wird thematisiert, welcher Guardian welchen Platz in der Gemeinschaft inne hat. Die Erzählweise ist gewohnt emotional. Nachdenkliche Momente wechseln sich mit Action und den diesen Figuren innewohnenden Humor ab. Insofern gibt es keine neuen Überraschungen.
Auch die Schauspieler sind wieder mit der erforderlichen guten Spiellaune dabei. Die Mission ist eigentlich austauschbar, hier meines Erachtens aber noch etwas emotionaler als bisher.
Insofern könnte man meinen, dass der Film belanglos und langweilig ist. So will ich das aber nicht verstanden wissen. Die Truppe hat sich in die Herzen der Marvel-Fans gepielt, bilden sie mit ihren Unzulänglichkeiten doch eine willkommene Abwechselung zu den fast "glatten" übrigen Superhelden des MCUs.
Daher ist es natürlich eine Freude, nochmals einem Abenteuer dieses Teams beiwohnen zu können/dürfen.

Technisch ist der Film wie die anderen Teile auch in der Optik fein herausgearbeitet, entbehrt manchmal etwas an Bildschärfe. Die 3D-Effekte sind marveltypisch und nicht auf einer Höhe mit AVATAR. Auf Pop-Outs hat man komplett verzichtet. Das Bild bleibt in seiner Tiefe in vielen Szenen unter den technischen Möglichkeiten. Warum da Firmen wie Framestore, Weta und ILM, die alle an der Produktion beteiligt waren, so zurückhaltend agieren, ist mir ein Rätsel. Die Erfahrung haben sie ja.
Besser macht es Skywalkersound mit der Akustik. Der Ton ist dynamisch, auch wenn der letzte Punch fehlt doch die Räumlichkeit ist sehr zufriedenstellend. Das war schließlich bei Marvel nicht immer so. Man hat dazugelernt.
Natürlich hat der super ausgewählte Soundtrack auch wieder einen erheblichen Anteil am Erfolg des Happenings. Die Songsauswahl kommt mir sogar noch mehr entgegen als in den vorangegangenen Teilen, wie immer natürlich Geschmackssache.

Würdiger und emotionaler Abschied von der liebgewonnenen Guardians-Formation ohne große Überraschungen.
Und wenn ganz an Ende die letzten Minuten des Abspanns mit dem Boss B. Springsteen und seinem Rocktitel BADLANDS das wirkliche Ende eingeleutet wird, dann weicht zumindest für diese paar Minuten der Wehmut einer leichten Fröhlichkeit. Der Rest ist pure Emotion.
Wie kann man sie nicht lieben, die GUARDIANS OF THE GALAXY? Ihr werdet mir fehlen.
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BOOK CLUB 2: EIN NEUES KAPITEL

#678 

Beitrag von MovieMan »

Die Buchclubfreundinnen Vivian (J. Fonda), Diane (D. Keaton), Carol (M. Steenburgen) und Sharon (C. Bergen) machen aufgrund eines erfreulichen Anlasses eine große Sause nach Italien. Dort angekommen verstricken sich die jung gebliebenen Damen in Situationen, welche ihren Aufenthalt anders ablaufen lassen als geplant. Zumindest eine von ihnen erwartet am Ende eine Überraschung.

Fortsetzung der Erstlings BOOK CLUB - DAS BESTE KOMMT NOCH. Die 4 Grazien haben von ihrer Eleganz (insbesondere J. Fonda) kaum etwas eingebüßt und sind mit mächtig Spielfreude dabei. Kurz vor dem Overacting bekommen sie dann meist noch die Kurve. Der Humor schwankt zwischen peinlich und süß/amüsant. Die Story ist inhaltlich flach. Fast plötzlich darf sich der Zuschauer gegen Ende auf zwei halbe Überraschungen und einen Anflug von Spannung freuen. Unterstützt werden die Ladies von auch namhaften Herren wie etwas D. Johnson und A. Garcia.
Der Inhalt und die Machart wirken heute fast wie aus der Zeit gefallen. Dennoch bleibt am Ende ein Film, der aufgrund seines leichten Amüsements als Feierabendfilm zum Runterkommen mit Feel-Good-Charakter allemal taugt, sofern man die Erwartungen etwas herunterschraubt.

Lustig ist, dass der Film ja BOOK CLUB heißt, dieses Thema im Film aber nur noch peripher abgehandelt wird und keine wirklich inhaltliche Bedeutung mehr erlangt.

Auffallend toll wird J. Fonda optisch in Szene gesetzt. Sie trägt hyperelegante Kostüme, schaut am Ende in einem Kleid wirklich sehr bezaubernd aus und die top gestylte Frisur sitzt zu jeder Zeit. Ihre 85 Jahre sieht man ihr kaum an. Allerdings wird auch getrickst, denn die Kamera vermeidet schon etwas auffällig Close-ups von ihr.

Amüsantes Feel-Good-Movie ohne großen Tiefgang mit 4 gut aufgelegten weiblichen Altstars plus guten männlichen Co-Stars.
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FAST & FURIOUS 10

#679 

Beitrag von MovieMan »

Mal als Dank an meine treue Leserschaft haue ich mein "Review" direkt nach Kinogang raus, sodass ihr nicht so lange warten müsst.

Dom Toretto (V. Diesel) hat über die vergangenen Jahre so ziemlich viele Leute gegen sich aufgebracht. Und als er gerade eine familiäre Zusammenkunft feiert, wird seine Familie bedroht, in dem ihn die Vergangenheit in Form eines vergeltungssüchtigen Schurken (J. Momoa) einholt. Dom weiß gar nicht wen er zuerst in Sicherheit bringen soll und so kommt die Truppe in erhebliche Schwierigkeiten bzw. in ernste Gefahr.

Teil 10 und der noch ausstehende Teil 11 sollen den Abschluss des F&F Franchises bilden. In Teil 10 hat man dann schon so ziemlich alles und alle hineingepackt was und wer geht. Das führt zu einem Schaulaufen und Stelldichein der Stars, aus deren Gruppe V. Diesel sich immer wieder herauszuheben versucht.
Damit wären wir auch beim Schwachpunkt des Films. Teilweise wirkt er zerfahren, Handlungsstränge werden nicht durchdacht zu Ende geführt und über allem trohnt V. Diesel. Mit aller Macht hat man nahezu alle Figuren bedacht und einen flüssigen, schlüssigen Verlauf der Geschichte aus den Augen verloren.
Diesels Getue und sein Geschwafel von der "Familie" nervt irgendwann, das hat man in den vorangegangenen Teilen schon ausgereizt und nun endgültig überstrapaziert. Es wirkt nervig überpathetisch und stört. Da hat mir die Inszenierung der Figur, die von J. Cena gespielt wird, wesentlich besser gefallen und das will was heißen, denn ein superbegnadeter Mime ist er ja nicht. C. Theron beweist wieder, dass sie klasse Action kann und Star des Films ist sowieso ein völlig enthemmt wirkender J. Momoa, der sichtlich Spaß daran hat, den Bösewicht zu geben. Für seine Rolle hat man wohl das ganze positive Kreativpotential aufgebraucht. Immer wenn er ins das Bild kommt, macht der Film deutlich mehr Spaß und seine Figur ist schon fast mit einem "Joker" aus DARK KNIGHT vergleichbar, aber ohne die darstellerische Brillianz eines H. Ledger zu erreichen.

Die Action stimmt indes. Wieder sind tolle Karren, etc. zu bestaunen und man hat sich auch für einen Handlungsstrang in Rom wieder etwas Neues/Verrücktes einfallen lassen. Was Autoaction angeht, fährt man bei F&F ganz vorne mit.
Dabei muss man aber den Kopf bzw. die Logik ausschalten, da das Gezeigte natürlich völlig unrealistisch ist, was der Action jedoch keinen Abbruch tut.

Visuell tricktechnisch war der Film gemischt. Neben guten Effekten (verantwortlich ist u.a. ILM) habe ich insbesondere in der Komposition zwischen Vordergrund und Hintergrund Schwächen gesehen, in dem sich die Personen im Vordergrund unnatürlich vom Hintergrund abgegrenzt haben. Das darf bei einer solchen Megaproduktion natürlich nicht passieren.
Der Ton ist weniger dynamisch als ich dachte und die Räumlichkeit hätte auch größer sein können. Produktionen wie TOP GUN MAVERICK und der aktuelle JOHN WICK sind da hörbar besser aufgestellt, nämlich mit mehr Wumms, Dynamik und Raum.

Trotz meiner Kritik ist F&F 10 natürlich immer noch ein toller Actionfilm, doch wie man das Ende einer Geschichte wirklich ikonisch und episch gestaltet, hat JOHN WICK KAPITEL 4 vor Kurzem gerade gezeigt. Da kann F&F 10 qualitativ merklich nicht mithalten.
Dennoch bin ich auf Teil 11 gespannt, wenn dann das tatsächliche Ende der Reihe gezeigt wird. Wahrscheinlich müssen wir bis 2025 warten, einen konkreten Starttermin habe ich noch nicht ausmachen können.
Aufgrund des Endes von F&F 10 sollte man sich vor dem neuen Teil diesen hier nochmals ansehen, damit man gedanklich dann auch wieder anknüpfen kann, denn das Ende wirkte für mich etwas unfertig - auch im Sinne eines Cliffhangers.
Lasst euch trotz meiner Kritik aber nicht von einem Kinogang abschrecken.
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WINNIE THE POOH: BLOOD AND HONEY

#680 

Beitrag von MovieMan »

Christopher Robin hat mit seinen Freunden Winnie Pooh, Ferkel und I-Aah glückliche Tage im 100-Morgen-Wald verlebt und verlässt den Wald, um sein Leben neu zu gestalten. Jahre später kehrt er mit seiner Frau zurück. Doch was sie vorfinden ist nicht mehr die Idylle von einst. Pooh und Ferkel haben sich verändert und Christopher Robin gerät in Gefahr, ebenso wie die fünf weiblichen Teenager, die es sich in einer einsamen Hütte am Rande des Waldes für ein Wochenende gemütlich machen wollen.

Erwachsenenvariante der Kindergeschichte im Horrorgewand, kein Zeichentrick sondern als Realfilm, angelegt als Backwoodslasher.
Der Film beginnt mit einer schwarz-weiß animierten Kinderbuchgeschichte der etwas anderen Art und enthält eine Erläuterung, was sich bis zur neuen Ankunft C. Robins im 100-Morgen-Wald zugetragen hat. Das sind dann auch die positiven 2 Minuten des gesamten Films. Die Spannung, die in diesem Minuten aufgebaut wird, sinkt mit jeder Filmminute, bis am Ende gar keine mehr da ist.
Die Story ist leidenschaftslos und zusammengefrickeltes Stückwerk. ALLE Schauspieler agieren unterirdisch, die Dialoge sind noch dämlicher als das super unlogische Verhalten der Protagonisten. Entweder hat ein Drehbuch gefehlt oder der Drehbuchautor wollte den Film absichtlich sabotieren.
Irgendwann ist der Film plötzlich zu Ende und während ich mich über so unfertige Enden eigentlich eher aufrege, war das doch eine willkommende Erlösung.

Für die Masken von Winnie P. und Ferkel finde ich gar keine passende Vokabel, so schlecht sind die.
Es gibt 2-3 gute Gore-Effekte, die nach handgemacht ausgesehen haben, mehr nicht.
Auch das übrige Set ist völlig lieblos gestaltet, da sind liebevoll handgestaltete Sets von Grundschülern für ihre Schulaufführung geradezu oscarreif.

Jede Asylum-Produktion ist um Galaxien besser als dieses uninspirierte Machwerk - und das will was heißen, wenn man Asylum-Produktionen kennt.
Der Film kann auch nicht als "kunstvoller" Trash wie die Werke von TROMA durchgehen, auch nicht als Funsplatter oder Komödie, denn dazu nimmt sich der Streifen doch frecherweise selbst völlig ernst. Wahrscheinlich wird er wohl dennoch irgendwo Fans finden.
Die Grundidee, eine böse Version von liebenswerten KInderbuchcharakteren zu schaffen und diese zu ver"menschlichen" fand ich für einen Horrorfilm ganz interessant, doch welch böses Erwachen ob der Umsetzung, die hier geboten wird.

Ich spreche hier mal eine ganz glasklare Empfehlung aus: Geld sparen, Lebenszeit sparen! Das ist weder etwas für einen Kinogang, noch für einen Streamingabend - sondern nur für die Müllhalde, noch schlechter als TERRIFIER 2 (und ich dachte, das geht gar nicht).
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SISU

#681 

Beitrag von MovieMan »

Gegen Ende des 2. Weltkrieges machen sich die Nazis aus dem Norden Finnlands zurück gen Süden. Auf ihrem Weg hinterlassen sie nur verbrannte Erde. Der Goldsucher Aatami begegnet auf seinem Weg nach Norden einer kleinen Wehrmachtseinheit. Als diese versucht, sich seines Goldes zu bemächtigen, schlägt Aatami unbarmherzig zurück und schont weder sich noch seine Feinde.

Für das Wort "Sisu" gibt es keine richtige deutsche Übersetzung. Es bezeichnet ein kulturelles Konstrukt in Finnland, das eine angeblich den Finnen eigene mentale Eigenschaft bezeichnet und seit dem 20. Jahrhundert in hohem Maße identitätsstiftend ist (Quelle: WIKIPEDIA).
Ich empfehle, sich den Wikipedia Artikel dazu mal durchzulesen.

Genau mit dieser Attitüde geht der Protagonist zu Werke und dabei wird ein Charakter geformt, der eine Mischung aus RAMBO und NOBODY sein könnte, also die immens dreckigere Fassung eines JOHN WICK.
In dem gut 90 minütigen Spektakel ist sowohl der Actionlevel als auch der Blutzoll häufig am oberen Anschlag. Verschnaufspausen schaffen nur die zwischendurch eingestreuten Szenen der finnischen, öden Landschaft. Aus dem Kontrast der malerischen Landschaftsbilder und der kompromisslosen Action bezieht der Film auch seine Wirkung.
Konzeptmäßig ist der Film in mehrere Kapitel aufgeteilt, wie es bei Filmen der 70er/teils 80er Jahre der Fall war und es von Tarantino in seinen Filme oftmals umgesetzt wurde. Insofern wirkt die Szenerie etwas aus der Zeit gefallen, ebenso wie die Figur des Aatami.

Diese stoische Figur wird noch dazu ganz hervorragend durch den Schauspieler J. Tommila verkörpert.

An super gemachter Tricktechnik mit vielerlei Explosionen und umherfliegenden Gliedmaßen mangelt es nicht und unterstreicht die kompromisslose Grundgeschichte, die szenenweise auch an die alten Italo-Western erinnert. Damit muss sich diese finnische Produktion vor keiner Hollywoodproduktion verstecken.
Auch der Ton ist hervorragend gelungen. Sowohl die Effektabmischung als auch Klarheit, Dynamik und Räumlichkeit liegen weit über dem Mittelmaß und sind eine akustische Freude.

Spannender, dreckiger und gut umgesetzter Actionfilm mit einem toll gespielten Hauptcharakter, der über das Thema "Sisu" Einblick in die finnische Seele gibt.
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Rudi16
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#682 

Beitrag von Rudi16 »

Hallo MovieMan,

nur mal so: Ich finde Deine Beiträge hier eine wirkliche Bereicherung für das Forum. Danke dafür!

Übrigens lief gestern auf Servus die "Fabelhafte Welt der Amelie" Für mich einer der schönsten Filme überhaupt. Ich vermute mal, der ist zu bekannt, als daß Du etwas dazu schreiben würdest.
Loewe Connect 40 3D DR+ (8.52.0), UniCAM V2 (Sparta 5.52), Yamaha Aventage RX-A810 / BD-1010, Canton GLE490.2, GLE455.2 und GLE430.2, Nubert AW-441, Fritzbox 7362SL+4020, iPad1, iPhone6, GeeXBoX auf PandaBoard, CubieBoard, CuBox, CuBox-i, RaspberryPi 0-3

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MovieMan
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#683 

Beitrag von MovieMan »

Lieber Rudi16, ich danke für die lieben Worte. Diese und die Zugriffszahlen auf meine kleinen Artikel bestärken mich, meine "Arbeit" hier fortzuführen.
Es ist mir schon fast peinlich, ein solches Lob vom Threadersteller selbst zu erhalten.

Nun zu deinem Anliegen, einer Review für den Film DIE FABELHAFTE WELT DER AMELIE.
Ich werde dazu keinen Bericht schreiben, obschon ich dir beipflichte, dass der Film wirklich überdurchschnittlich schön und auch völlig zauberhaft bzw. verzaubernd ist und ich diesen auch damals im Kino gesehen habe.
Ich möchte meinen "Unwillen" auch begründen. Seit 2002 habe ich mehr als 2000 Filme im Kino gesehen, sodass ich so ca. noch für 1400 Filme einen Bericht nachträglich fertigen könnte. Und wenn ich damit anfangen würde, würden hier die Mitleser so viele Wünsche äußern, die ich aber aus Zeitgründen nicht erfüllen kann. Schon jetzt stoße ich manchmal an meine zeitlichen Grenzen.
Ziel meiner kleinen Berichte ist auch, die Leute in das Kino zu bringen (von wenigen Ausnahmen mal abgesehen) und das geht nur bei aktuell laufenden Filmen.
Sollte es eine Wiederaufführung eines älteren Films geben und ich diesen erneut im Kino schaue, über den ich noch nichts geschrieben habe, folgt ein Bericht.
Es tut mir leid, dich hier enttäuschen zu müssen, doch ich möchte das nicht einreißen lassen.
Ihr habt seit meinem ersten Beitrag über JEDEN von mir im Kino gesehenen Film einen Beitrag erhalten, in genau der Reihenfolge wie ich die Filme gesehen habe und ohne eine einzige Ausnahme. Dabei soll es auch in Zukunft bleiben. Solange ich anhand der Zugriffe weiterhin Interesse an meinen Beiträgen erkennen kann, schreibe ich gern für euch weiter.
Mehr ist zeitlich nicht möglich. Ich danke euch für den großen Zuspruch, den ich hier erfahre.
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